Das Jahr 2020 ist geprägt von Streaming-Diensten, #StayHome und eben auch der Digitalisierung. Und genau deshalb hat sich die Verlagsgruppe Penguin Randomhouse dazu entschieden ihr Event „Lit.love 2020“ in digitaler Form anzubieten. Doch kann so ein Event dennoch beim Publikum ankommen und begeistern? Wie ist eine Umsetzung möglich?
Aller Anfang ist leicht
Bevor ich mich auf das digitale Abenteuer einlassen kann gilt es erstmal sich anzumelden. Und nichts ging mir leichter von der Hand, denn die Anmeldung war entgegen meiner Annahme kostenfrei. Davon war ich überrascht, ich hätte gedacht, es würde mich vielleicht 10 € oder so kosten. In meiner Willkommensmail wurde auf alle technischen Notwendigkeiten hingewiesen, es konnte also nichts schief gehen. Einen Tag vor dem eigentlichen Event erreichte mich dann noch überraschenderweise ein Goodiebag-Päckchen, voll mit Keksen, Leseproben und einer Tasse. Ich hatte damit wirklich nicht gerechnet und habe mich riesig gefreut und war mir nun sicher, dieses Event würde richtig gut starten.
Lasst die Sessions beginnen
Der Samstagmorgen begann mit Maria Nikolai und ihrer Schokoladenvilla. Es war die sogenannte Frühstücksrunde und allererste Session. Und tatsächlich frühstücke ich nebenbei, während Maria von der Entstehung ihrer Trilogie erzählt, davon wie eng mittlerweile ihre Bindung an die Fans ist und was uns Neues bei ihr erwartet. Und während sie erzählt, kann ich entspannt mein Porridge essen, Tee aufsetzen und es mir gemütlich machen. Weiter geht es mit einem Workshop mit Jasmin Arensmeier um Achtsamkeit im Alltag einzubauen. Sie ist inspirierend und macht klar, dass gerade Frauen im 21. Jahrhundert unheimlich viel Druck haben einer gesellschaftlichen Norm zu entsprechen, und man sollte sich davon nicht erdrücken lassen. Mit einer kurzen Meditation am Ende, die wirklich gelungen war, endet auch hier die Session nach 30 Minuten.
Auch die kommenden Sessions, unter anderem über die starken Frauen des 20. Jahrhunderts mit Petra Durst-Benning und Julie Hilgenberg, sind spannend und immer wieder toll moderiert, egal ob durch einen externen Moderator oder durch die Autorinnen selbst. Und es gibt auch Gänsehaut-Momente, wenn Julia Engelmann zum Beispiel ihre Gedichte vorträgt, und bei „Keine Ahnung ob das Liebe ist“, merkt man, dass alle still sind, auch wenn wir uns nicht sehen. Es lauschen alle auf die Wortemagie von Julia. Aber auch Sophie Elizabeth Phillips bereichert ihre Fans aus Übersee und schaltet sich live aus Chicago dazu. Sie berichtet vom Schreiben, dem aktuellen Geschehen und zukünftigen Projekten. Über die Liebe geht es in der Session direkt danach mit Sophie Bichon. Und dabei ist nicht zwingend die Liebe zwischen Mann und Frau gemeint, sondern auch die Liebe zu sich selbst. Wart ihr schon mal auf einem Date mit euch selbst? Sophie schon. Wenig später geht es um ihre neue Buchreihe „Love is Love“, die Diversität ganz groß schreibt und in der Pansexualität, Bisexualität und Polyamorie eine große Rolle spielen.
Zum Abend hin werden die Sessions weniger, dafür schalten sich die amerikanischen Autorinnen zu, denn dort ist ja nun Tag und auch hier zeigt sich der Vorteil dieses digitalen Events. Es können viel mehr Autorinnen dabei sein, so ganz ohne Probleme der Anreise und den aktuellen gesundheitlichen Bedenken.
Talk to me
Wer übrigens glaubt, dass alles anonym ist, der hat den Chat noch nicht entdeckt. Hier kann ich, nachdem ich mein Profil mit einem Bild ausgestattet habe, ganz toll mit den Teilnehmer*innen ins Gespräch kommen. Man tauscht sich aus, lacht und stellt Fragen. Und man kann auch mit den Autorinnen sprechen, denn es gibt die Option sich per Video zu zuschalten und direkt Fragen zu stellen. Eine tolle Funktion, die sich einige Fans angenommen haben und so doch ins Gespräch kommen konnten. Ich mag diese Idee und Möglichkeit sehr, das Event wird damit trotz der Digitalisierung wieder nahbar. Natürlich dreht sich alles um Bücher, aber nicht immer muss es um eine Lesung gehen. Ein kleines erstes Highlight ist für mich die Session „Buch-Yoga: Entspannung und Dehnung für Zwischendurch“, bei dem man mit seinem Buch eine entspannte 20 Minuten-Yoga-Session unter Anleitung macht. Tolle Idee und auf jeden Fall und etwas was ich von dieser Lit.love mitnehme. Und natürlich spielt auch das Autoren-Dasein und Bookstagram eine Rolle, und so werden Sessions zum Schreiben, posten und fotografieren angeboten. Man merkt schnell, dass hier jeder Buch-Nerd abgeholt wird.
Bei der Menge an Input kann der Kopf wirklich schnell rauchen, und auch ich brauchte mal eine Verschnaufpause. Und auch dabei zeigt sich, dass die Lit.love online mega praktisch ist. Einfach kurz die Jacke angezogen und raus gegangen, oder alternativ wechselt man in die „Kaffeebar“, wo man virtuell mit anderen Kaffee schlürft ins Gespräch kommt und zu gemütlicher Musik einfach mal kurz abschalten kann. Doch natürlich findet die Lit.love nicht nur in den Sessionräumen statt. Ganz nebenher tausche ich mich auch über Instagram, Twitter und WhatsApp mit den Besucher*innen und allen anderen die daran interessiert sind aus.
Und wie fand ich es nun?
Ich bin begeistert! Ich habe natürlich nicht alle Sessions mitmachen können, das ist ja auch nicht möglich, aber all das was ich mitbekommen habe, egal ob Meet & Greet, Lesung oder Interaktiv zum Mitmachen, es war einfach genial. Ich finde hier wurde ein Event wirklich auf eine tolle Art und Weise digitalisiert und damit für viel mehr Menschen zugänglich gemacht als vorher. Bei allen Sessions in denen ich war gab es keinerlei Probleme mit der Technik und es waren immer jede Menge Zuschauer mit ihren Fragen da. Und auch für alle Fans der Autor*innen gab es einen digitalen Buchshop in dem man signierte Exemplare bestellen konnte und sogar ein „Pay what you want“ um die Autor*innen zu unterstützen. Ich habe digital jede Menge Menschen getroffen und die Zeit ist nur so dahin verflogen. Für mich steht fest, ich bin auch im nächsten Jahr wieder bei der Lit.love dabei.