Buchrezension

[Rezension] Tagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau – Marie-Renée Lavoie

September 4, 2020

Titel: Tagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau
Autorin: Marie-Renée Lavoie
Seitenzahl: 255
Verlag: Eichborn
Übersetzerin: Christiane Landgrebe

Vielen Dank an den Lübbe-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

 

Diane ist 48, verheiratet und Mutter von drei Kindern. Als ihr Mann sie plötzlich für eine jüngere verlässt fällt Diane in ein tiefes Loch. Wie konnte das alles passieren? Wieso denkt ihr Ehemann, sie wäre langweilig und er unglücklich? Wann genau ist ihr Leben so abgedriftet? Diane sieht sich an einer Weggabelung und muss nun probieren aus dem Loch herauszukommen.

 

Das Cover des Buches ist ein wahrer Hingucker. Ich muss auch gestehen, dass ich mich genau deshalb für dieses Buch entschieden habe. Es schreit einem förmlich entgegen und vermittelt positive Vibes und das Ausbrechen aus Regeln. Doch der Inhalt rückt etwas davon ab.

 

Anders als von mir vermutet ist Diane nämlich nicht die starke und selbstbewusste Protagonistin. Viel mehr erleben wir in „Tagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau“  eine Frau, welche sich selbst im Herbst ihres Lebens fühlt und nicht mit der neuen Situation umgehen kann. Niemand hat sie darauf vorbereitet und nun muss sie selbst einen Weg finden, sich wieder selber zu finden. Aber wie macht man nach 25 Jahren Ehejahren weiter? Außer mit der besten Freundin eine Flasche Wein nach der anderen zu köpfen und dann eventuell auf in der Notaufnahme zu laden, dank einer halb professionellen Tanzeinlage?

 

Der eher deprimierende Inhalt, voll gestopft mit Wut, Trauer, Ausbrüchen und Sackgassen, wird durch kurze Sätze gestützt. Allerdings geht damit auch eine gewisse Tiefe verloren. Diane selbst wirkt eher farblos und legt meines Erachtens keine große, emotionale Entwicklung hin. Zwar wirft sie die Möbel des Ehemanns aus dem Fenster und sucht ihren Rebound in einem Arbeitskollegen, doch das alles bleibt eher oberflächlich und wirkt wie ein Hilfeschrei und nicht wie eine Entwicklung. In dieser Hinsicht zeigt Marie-Renée Lavoie eindrucksvoll, dass wir mehr sein müssen als eine Partnerin in einer Beziehung. Wir dürfen uns niemals selbst darin verlieren, sonst sind wir farblos und nur noch graues Mäuschen. Dabei sind wir so viel mehr und sollten den Spaß und das Glück nicht aus den Augen verlieren.

 

 

Fazit:

Meine Erwartungen an diese Buch waren anders aufgestellt. Ich glaubte, hier eine Geschichte lesen zu dürfen, die davon berichtet, wie eine 48-jährige Frau wieder zu sich selbst findet und erkennt, dass eine Scheidung nicht zwingend das Ende der Welt ist. Leider hat sich dies nicht ganz bewahrheitet, viel mehr ist Marie-Renée Lavoie schonungslos ehrlich und zeigt, wie es wohl in den meisten Fällen in solchen Situationen abläuft. Dabei bleibt natürlich der literarische Wert nicht auf der Strecke und das Lesen war dennoch spannend und eindrucksvoll.

 

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  1. Liebste Sandra,

    deine Sätze kann man super als Parole verwenden!

    „Wir dürfen uns niemals selbst darin verlieren, sonst sind wir farblos und nur noch graues Mäuschen. Dabei sind wir so viel mehr und sollten den Spaß und das Glück nicht aus den Augen verlieren.“

    So wahr, und wer das einmal überwunden hat, will nie wieder dorthin zurück. Zumindest ist das meine Erfahrung.

    Schade, dass das aufschreiende Cover die Erwartungen nicht erfüllt. Ich habe das Gefühl, ich würde das Buch zu oft zuschlagen und mich fragen „Warum?“, obwohl ich es genau weiß.

    Liebe Grüße
    Tina

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