Buchrezension

[Rezension] Goldene Steine – Cornelia Franz

April 12, 2024

Titel: Goldene Steine
Autorin: Cornelia Franz
Seitenzahl: 224
Verlag: Carlsen


Vielen Dank an den Carlsen-Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

 

Ohne scheinbaren Grund wird Leon auf der Straße von zwei Unbekannten zusammengeschlagen. Noch ist ihm nicht bewusst, dass dies mit dem „Käppi“ zusammenhängt, welches er zuvor einem anderen Mann stibitzt hat. Erst als er Nikolai kennenlernt, wird ihm klar, dass der Angriff einen antisemitischen Hintergrund hatte. Yara ahnt von all dem noch nichts, als sie mit ihrem Vater in ein neues Viertel zieht. Sie ist viel mehr damit beschäftigt, die Stolpersteine vor ihrer ehemaligen Haustür, als auch ihre ältere Nachbarin, zu vermissen.
Als alle drei, durch verschiedene Umstände, sich kennenlernen, wollen sie dem Täter auf die Spur kommen und lernen dabei auch noch viel über sich selbst und Freundschaft.

 

Dieses Buch war eine kleine Berg- und Talfahrt für mich, denn „Goldene Steine“ – und das steht außer Frage – thematisiert auf gekonnte Weise den Antisemitismus in unserer heutigen Gesellschaft und vor allem Jugend. Und genau dieser Umstand ist für mich der Grund, warum ich das Buch trotz anderer Schwächen aus meiner Sicht immer wieder empfehlen würde. Cornelia Franz zeichnet hier nicht nur ein Bild einer Freundschaft, die durch denkbare schwierige Umstände entsteht, sondern auch in der Art eines Palimpsests die Sicht auf ein Hamburg während und nach der Zeit der Nationalsozialisten. Gekonnt wechselt die Autorin dabei zwischen Vergangenheit und Gegenwart und schafft es die Parallelen zu ziehen, bis zu dem Punkt wo erschreckender Weise die Ereignisse verschwimmen, denn mit der fiktiven Zeitzeugin Frau Winter gibt es eine greifbare Verbindung, die die Ereignisse für junge Menschen erschreckend real macht und aus dem üblichen Milieu des Schulunterrichts herausholt.

 

Unser Protagonisten Yara, Nicolai und Leon sind typische Jugendliche mit den ganz klassischen, fast schon klischeehaften, Problemen. Dabei spielen Gefühle füreinander, egal ob freundschaftlicher Natur oder Liebe, auch eine große Rolle, denn gerade das füreinander und miteinander ist der unterschwellige Ton in dieser Geschichte. Es geht auch darum, über sich selbst hinauszuwachsen, zu verstehen, dass man für sich einstehen sollte, aber auch den Ernst des Lebens zu erkennen. Auch wenn ich zu Beginn leichte Schwierigkeiten hatte, in die Geschichte zu kommen, fand ich das Zusammenspiel zwischen den Figuren interessant, gerade Yara mit ihrer Art, zeigt wunderbar den Wechsel vom kindlichen/jugendlichen Denken hin zum Erwachsen werden.

 

So wichtig ich die Thematik und den Grundtenor des Buches finde, um so ärgerlicher sind für mich die Feinheiten, die dazu geführt haben, dass für mich das Lesen stellenweise etwas langatmiger wurde. Obwohl der Beginn der Geschichte mit einem guten Tempo los geht, verliert sich danach für mich an einigen Stellen der rote Faden, gerade mit Blick auf den Ausgang der Geschichte, wirkt der Beginn leicht verloren, bevor dann – zum Glück – die Geschichte wieder Fahrt aufnimmt und die Thematik in einem guten Tempo aufarbeitet. Zudem wird der Erzählfluss durch einige „Zufälligkeiten“ im Buch gestört, natürlich ist die Geschichte fiktiv und es braucht natürlich die zahlreichen Begegnungen der verschiedenen Figuren und auch Ortswechsel, dennoch wirkten einige davon zu aufgesetzt, was dann in der gesamten Sicht nicht wirklich gepasst hat. Was aber dem Ganzen wieder aus diesen einzelnen Stellen hinaus hilft ist der Schreibstil, der insgesamt mit einer einfachen und spannenden Art auskommt und somit dennoch dafür sorgt, dass man zu jeder Zeit dran bleibt und „Goldene Steine“ weiterlesen möchte.

 

 

Fazit:

„Goldene Steine“ von Cornelia Franz ist ein Jugendbuch, dem es gelingt, ein wichtiges, gesellschaftliches Thema aufzuarbeiten und dabei sich dennoch in einer ruhigen und verständlichen Sprache an die Lesenden zu wenden. Auch wenn es einige Leserstolpersteine gibt, bleibt dennoch die erzählte Geschichte rund um Leon, Yara und Nicolai interessant und vor allem verbindet sie auf einfache Art und Weise historischen Kontext mit dem Suchen und Finden von Freunden.

 

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