Titel: Verbrechen von nebenan
Autor: Philipp Fleiter
Seitenzahl: 368
Verlag: Goldmann
Vielen Dank an den Goldmann-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!
Philipp Fleiter hat seit 2019 einen True-Crime-Podcast mit dem klingenden Namen „Verbrechen von neben – True Crime aus der Nachbarschaft“ und arbeitet in seinem ersten Buch die 15 Fälle aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz auf, die ihm besonders berührt oder entsetzt haben. Dabei präsentiert er 5 Fälle, die bisher nicht in seinem Podcast besprochen wurden.
Ich muss gestehen, bisher haben mich True-Crime-Podcast nicht erreicht, das mag daran liegen, dass ich auf dem dunklen Nachhauseweg lieber fröhliche Musik höre, statt schaurige Kriminalfälle, aber auch einfach daran, dass mich dieses Feld der Medien noch nicht erreicht hatte. True Crime hat ja auch stets den Beigeschmack, dass dies tatsächlich so passiert ist, dies sind wahre Verbrechen, welche die Abgründe der Menschheit aufzeigen. Und dennoch, als ich beim Sichten der Verlagsvorschau das Debüt von Philipp Fleiter entdeckte hatte es eine magische Anziehung. So wie es vermutlich jedem Fan von True Crime geht, will man wissen, wie diese Abgründe aussehen, was genau da in meiner Nachbarschaft passiert.
Die 15 Fälle, welche im Buch besprochen werden, sind auf ihre schaurige und grausame Art und Weise faszinierend. Bereits nach dem ersten Fall war mein Interesse so groß, noch größer als ich es gedacht hätte, und ich konnte das Buch nur schwer weglegen. Jeder besprochene Fall ist dabei so aufgebaut, dass wir, nach einer kurzen Einleitung, in der das Verbrechen geschildert wird, einen chronologischen Ablauf der Ereignisse erfahren, oftmals untermalt mit Bildern in schwarz-weiß. Nachdem die Urteile gesprochen sind und wir bei einigen Fällen auch erfahren, wie das Leben der Opfer, der Familien und der Täter*innen weiter geht, spricht Philipp noch ein eigenes Fazit aus. Dabei ist er gewillt sachlich zu bleiben und darzulegen, dass Indizien manchmal auch falsch ausgelegt werden können.
Was das Buch „Verbrechen von nebenan“ noch interessanter macht sind die Interviews darin. Neben den Fällen spricht der Autor auch mit renommierten Rechtmediziner*innen, Kriminalhauptkommissar*innen, Kriminalpsycholog*innen und forensischen Psychiater*innen. Der Einblick in das Berufsleben und deren Blickwinkel auf die alltäglichen Verbrechen, welche sich in Deutschland abspielen, ist spannend und interessant zu lesen. Es ist nicht immer als schwarz und weiß, man muss, gerade bei Urteilssprechungen, auch Grauzonen beachten und den Täter*innen auch die Möglichkeit für Wiedergutmachung geben, auch wenn uns das bei vielen Versbrechen schwerfällt zu akzeptieren.
Mittlerweile höre ich auch begeistert den Podcast von Philipp Fleiter und stecken mittendrin im True Crime, und was soll ich sagen? Ich bekomme einfach nicht genug, es ist spannend dem Podcaster zu lauschen und natürlich ist läuft es einem kalt über den Rücken, wenn man von den grausamen Verbrechen hört. Dabei muss man sich immer wieder vor Augen führen, dass diese Verbrechen wahr sind, dass es Menschen gibt, die dies getan haben. Besonders berührend finde ich sogenannte Cold Cases, also Verbrechen, die bis heute nicht aufgeklärt werden konnten und man somit davon ausgeht, dass z.B. ein*e Mörder*in bis heute frei herumläuft. Schaurig oder?
Fazit:
„Verbrechen von nebenan“ hat mich positiv überrascht. Meine Erwartungshaltung an das Buch war schon vor ab hoch, doch sie konnte dank der gut recherchierten Fälle, dem Schreibstil und der Kapitelauswahl noch übertroffen werden. Man ist wie gebannt beim Lesen und will das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. True Crime gehört ab sofort definitiv in mein Bücherregal, aber auch auf meine Podcast-Liste. Aber Achtung, lest die Geschichten zu den Fällen nicht vorm Schlafen gehen, denn es bleibt oftmals ein beklemmendes Gefühl zurück.