Titel: Die Verlorenen
Autorin: Stacey Halls
Seitenzahl: 384
Verlag: Piper
Übersetzerin: Sabine Thiele
Originaltitel: The Foundling
Vielen Dank an den Piper-Verlag für die Zusendung des Leseexemplares!
Bess Bright ist jung und arm, und zudem auch noch schwanger. Die junge Krabbenverkäuferin kann sich ein Kind nicht leisten, sie lebt mit ihrem Vater zusammen in einer kleinen Wohnung im Armutsviertel des Londons im Jahr 1754. Sie trifft eine schwere Entscheidung und glaubt dabei an die Hoffnung in der Zukunft. Doch niemals glaubt sie, was ihr Jahre später passiert.
„Die Verlorenen“ erreichte mich ganz unverhofft als Leseexemplar ohne das ich es angefragt hätte. Bereits das Cover hat mich schon verzaubert, dennoch musste es von März an ein paar Tage warten, bis ich es endlich lesen konnte. Und dabei hat es mich von Beginn an wirklich überrascht, auch wenn der Beginn wirklich traurig ist. Bess trifft eine harte und folgenschwere Entscheidung, statt ihr Kind in Dreck und Armut großzuziehen will sie es direkt nach der Geburt im Foundling Hospital abgeben. Nach einem Losverfahren wird entschieden, welche der vielen armen und verzweifelten Frauen ihr Kinder in der Finlingsanstalt abgegeben darf und wer nicht. Bess hat, wenn man es so sagen will, Glück. Sie darf ihre Tochter Charlotte abgeben und kann so hoffen, dass das Kind gesund und gut genährt aufwächst. Im Foundling Hospital gibt es die Möglichkeit, dass die Mütter ihre Kinder nach der Abgabe später wieder abholen können, wenn es die finanzielle Lage zulässt. Damit Bess dies wahrnehmen kann, hinterlässt sie ein halbes Herz aus Walfischknochen, sozusagen als Erkennungszeichen, in welches die Initialen eingeritzt sind. Auch wenn ihr Herz schwer wiegt, lässt sie Charlotte zurück, immer mit der Hoffnung, sie in ein paar Jahren wieder abzuholen.
Nach einem Zeitsprung von mehreren Jahren erleben wir Bess in ihrem gewohnten Umfeld, doch sie hat einen Plan. Endlich hat sie etwas Geld angespart und möchte Charlotte zurückholen, doch vor Ort erhält sie eine schockierende Nachricht. Sie hat Charlotte bereits abgeholt, so zumindest steht es in den Büchern vor Ort. Bess ist fassungslos, wer hat ihre Tochter? Wo ist ihr Kind? Doch genau an dieser Stelle überrascht die Autorin mit einem Wechsel des Blickwinkels, und damit hatte ich nicht wirklich gerechnet. Wir landen bei Alexandra Callard im reichen Teil Londons. Doch wie stehen Alexandra und Bess in Verbindung zueinander? Und was ist wirklich mit Charlotte passiert? Das könnt ihr nur erfahren, wenn ihr euch auf „Die Verlorenen“ einlasst.
Im Monat Mai war „Die Verlorenen“ eines der Bücher, bei denen ich niemals gerechnet hätte, dass sie mich so sehr begeistern würde. Stacey Halls bedient sich hier der historischen Vorlage des Foundling Hospitals, denn das hat es wirklich gegeben, und kreiert eine tief gehende Geschichte über das Schicksal zweier Frauen, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten, und dennoch haben beide etwas im Leben verloren. Die Autorin zeigt dabei auf eindrucksvolle Weise die Lebensumstände der Menschen in London im 18. Jahrhundert und entwickelt mit ihrem Schreibstil einen regelrechten Sog. Allerdings hat das Buch aus meiner Sicht die Schwäche, dass die Entwicklung der Figuren auf der Strecke bleibt, zwar gibt es viel Geschichte zu erzählen, doch es scheint fast, als würden alle auf der Stelle treten.
Fazit:
„Die Verlorenen“ von Stacey Halls ist eine Mischung aus historischem Roman mit einem Hauch von Krimi. Bess und Alexandra kommen aus unterschiedlichen Welten, dennoch leben beide im London des 18. Jahrhunderts. Die Verbindung der beiden ist das Geheimnis des Buches und kennzeichnet beide als die Verlorenen. Und obwohl das Buch einen echten Sog beim Lesen entwickelt und mich die gesamte Aufmachung und Idee überzeugen kann, fehlt mir in „Die Verlorenen“ die Entwicklung der Figuren, sie erscheinen auch am Ende noch mit leichter Blässe.
Liebe Sandra,
mich hätte der unverhoffte Perspektivenwechsel nach der Situtation mit der verschwundenen Charlotte fertig gemacht. Das Buch klingt toll und das ist echt das Schöne, wenn man keine Erwartungen an den Tga legt, man wird selten enttäuscht 🙂
Liebe Grüße
Tina