Titel: Die Bücher, der Junge und die Nacht
Autor: Kai Meyer
Seitenzahl:
Verlag: Droemer Knaur
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplares!
Leipzig: 1933 beginnt der Machtaufstieg des Bösen in Deutschland, auch der Buchbinder Jakob Steinfeld bleibt dieser furchtbare Umstand nicht verborgen und er wirkt sich auf sein Geschäft aus. Doch die Begegnung mit einer jungen Frau erschüttert ihn besonders, vor allem als diese, nachdem sie ihr eigenes Buch bei ihm binden lassen wollte, dann spurlos verschwindet. Auf dem Höhepunkt des Krieges brennt die Bücherstadt Leipzig und inmitten dieses Chaos versucht ein Junge zu überleben und begegnet dabei seinem mysteriösen Retter. Knapp 40 Jahre später holen den Büchernarren Robert die Ereignisse der Vergangenheit ein und mysteriöse Begegnungen nehmen ihren Lauf. Lebt sein Retter aus der brennenden Nacht etwas noch? Ist Mercurio am Leben?
Nachdem ich eher zufällig auf das Buch gestoßen bin, war ich sofort nach dem Lesen des Klappentextes Feuer und Flamme für die Geschichte. Nicht nur weil meine Heimat- und Bücherstadt Leipzig ein wichtiger Handlungsort ist, sondern auch weil alles sehr mysteriös und geheimnisvoll wirkt. Ich durfte auch am Erscheinungstag dem Autor Kai Meyer bei einer Lesung lauschen, was der perfekte Einstieg in die Geschichte war. Der als zeitgeschichtlicher Roman deklarierte Roman geht meines Erachtens darüber hinaus und ist zudem eine Liebesgeschichte und ein Mystery-Roman.
Kai Meyer nimmt uns in diesem Roman auf drei verschiedene Zeitebenen mit, dass kann beim Lesen herausforderten sein, doch dank guter Übergänge und nicht zu häufiger Wechsel, ist man stets im Flow bei den einzelnen Zeitebenen. Es war beim Lesen besonders spannend zu ergründen, wie die Zeitebenen zueinanderstehen und aufeinander aufbauen. Natürlich gibt es offensichtliche Verbindungen, aber auch versteckte Hinweise führen dazu, dass sich andere Erzählstränge ergeben und am Ende ein rundes Bild entsteht. Ich fand diesen Aspekt wirklich gut gemacht, und mag es, wenn eine Geschichte durch diese Erzählart Spannung aufbaut und den roten Faden immer wieder aufnimmt.
Jakob war für mich eine spannende Figur, der noch gar nicht das Ausmaß des kommenden Krieges bewusst ist, und dennoch bereits die unterschwellige Angst im Land und bei den Menschen spürt. Er wirkte zudem sehr angenehm auf mich, mit der Liebe zu den Büchern und seiner kuriosen Freundschaft zu seinem Assistenten im Laden, war er mir unheimlich sympathisch. Als er auf Juli trifft, eine sehr geheimnisvolle Frau, die unbedingt möchte, dass er ihr Buch bindet, beginnt er die tiefgründige Liebe für sich zu entdecken. Die Beziehung der beiden ist anders und eigentlich auch viel zu kurz, denn Juli verschwindet mit einem spurlos und Jakob macht sich auf die verzweifelte Suche.
Robert hingegen war für mich ein klares Gegenteil von Jakob, er ist mitten in den Schrecken des Krieges aufgewachsen. Doch seine Kindheit selbst war isoliert, denn bis die Bücherstadt Leipzig in Flammen aufgeht, war er ein Gefangener in einem Raum voller Bücher ohne Kontakt zur Außenwelt. Wieso weiß er nicht, doch sobald sein Retter ihn befreit hinterfragt dies auch nicht mehr, sondern möchte, je mehr Abstand er dazu bekommt, dieses Kapitel seines Lebens einfach nur hinter sich lassen. Dennoch holt ihn letztendlich bei der Prüfung eines Nachlasses die Vergangenheit ein und man begleitet ihn auf diesem schwierigen Weg. Gerade diese Kapitel waren beim Zusammenführen der Fäden aus den vorherigen Zeitebenen unheimlich aufschlussreich und spannend.
Dennoch muss ich, trotz des tollen Schreibstils von Kai Meyer, ein wenig Kritik äußern, denn so manche Szene im Buch war für mich zu langatmig und hat meines Erachtens den Handlungsverlauf nicht vorwärtsgebracht. Ab einem gewissen Punkt verfällt man im Buch in den Modus, dass man nach Hinweisen sucht, um so schwieriger war es dann, diese Szenen richtig einzuordnen. Dennoch hat dies den Lesespaß für mich nicht eingegrenzt und der Spannung im Buch tut es auch nichts ab, man fiebert dennoch der Auflösung am Ende entgegen.
Fazit:
„Die Bücher, der Junge und die Nacht“ ist ein Buch, dass sich aus meiner Sicht nur schwer in ein Genre schieben lässt. Vielmehr ist es ein Mix aus Zeitgeschichte, Liebe und Mystery, wobei der Autor Kai Meyer die Waage dabei sehr gut im Gleichgewicht hält. Als Leser*innen wird man direkt in die Geschichte geworfen und sucht und findet sie verschiedenen Erzählstränge in den verschiedenen Zeitebenen. Die Spannung baut sich durch die Wechsel der Erzähler immer weiter auf und es gibt am Ende auch den ein oder anderen Plottwist und spannende Auflösung der verschiedenen Rätsel aus dem Buch. Eine Geschichte perfekt zum Schmökern an herbstlichen und kalten Tagen.
Hallöchen Sandra,
du hattest ja schon ein bisschen was zu dem Buch erzählt und es freut mich, dass es inhaltlich sogar noch mehr zu sein. Sehr schön, wenn mehrere Genre bedient werden.
Ich kenne Kai Meyer auch eher als Fantasyautor, es gefällt mir, dass er auch andere Seiten zeigt.
Viele Grüße
Tina
P.S. Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich bin beim Lesen der Rezi auf kleine grammatikalische Fehler gestoßen. Vielleicht liest du nochmal drüber?