Titel: Die Verlorenen
Autor: Simon Beckett
Seitenzahl: 416
Verlag: Wunderlich
Übersetzerinnen: Karen Witthuhn, Sabine Längsfeld
Originaltitel: The Lost
Vielen Dank an den Wunderlich-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Jonah Colley hat vor zehn Jahren seinen Sohn durch ein Verbrechen verloren, seit dem läuft sein Leben aus dem Ruder. Als sich Gavin, sein damaliger bester Freund, nach der jahrelangen Funkpause plötzlich bei Jonah meldet ahnt er nichts Gutes. Er will ihn um Mitternacht in einem Lagerhaus in South Bank treffen, doch vor Ort findet er nur noch seine Leiche. Was ist passiert? Und was erwartet ihn dort im Dunkeln?
Der neuste Roman von Simon Beckett habe ich mit unheimlich viel Vorfreude erwartet, denn wer mich kennt, der weiß, dass meine Liebe zu seinen Bücher bereits mit „Die Chemie des Todes“ vor über 10 Jahren begann. Etwas erstaunt hat mich, dass es kein neues Buch der David-Hunter-Reihe werden sollte, sondern Simon Beckett mit einem neuen Protagonisten durchstarten wollte. Aber mein Vertrauen in diesen großartigen Schriftsteller war hoch genug und demzufolge wartete ich voller Vorfreude auf seinen neuen Roman, dieses Mal mit Jonah Colley.
Mit Jonah Colley führt Simon Beckett erneut einen Protagonisten mit schwieriger Vergangenheit ein, man könnte hier von einem Muster ausgehen. Jonah, geprägt durch einen heftigen Verlust vor zehn Jahren, scheint nur für seinen Job als Polizist der Londoner Spezialeinheit zu leben. Als er eines Abends einen Anruf von einer unbekannten Nummer erhält, hätte er diesen fast nicht angenommen. Rückblickend wäre dies wohl die bessere Entscheidung gewesen, doch dann hätten wir als Leser nicht die folgende spannende Geschichte vor uns. Am anderen Ende des Telefonats befindet sich Gavin, ein alter Freund von Jonah, mit dem er allerdings seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Doch der Anruf selbst ist nicht das beunruhigendste, viel mehr ist es die Bitte um ein Treffen am Londoner Hafen um Mitternacht. Und mit diesem Treffen geht für Jonah Colley der Alptraum los.
Jonah Colley ist sehr speziell, seine Vergangenheit hat ihn rau werden lassen, dennoch hat er auch immer wieder naive Momente und kann in Situationen nicht immer vernünftig entscheiden. Dieser Charakterzug ist schon etwas ungewöhnlich für einen Polizisten mit seiner speziellen Ausbildung, dennoch kann er sich in brenzligen Situationen beweisen, auch wenn es ihn oft unermessliche Schmerzen einbringt. Dank seines alten Freundes Gavin gerät Jonah schnell unter Mordverdacht und muss seine Unschuld beweisen, dass er dies auf eigene Faust tut, trägt zwar zur Spannung bei, aber hilft ihm als Figur eher weniger.
Bereits von Beginn hat schafft es Simon Beckett die Spannung gewohnt hoch zu halten. Nach wenigen Seiten ist man in der Geschichte drin und will sich nicht mehr lösen, und dank Wendungen zieht der Spannungsbogen bis zum fulminanten Ende. Vollkommen schonungslos erzählt der Autor auch die brutalen Szenen und lässt damit die Leserschaft alles mitfühlen und erleben. Wer bereits andere Bücher von Simon Beckett gelesen hat, der kennt seinen Schreibstil und weiß darum, dass man auf alles gefasst sein muss. Das Ende hat mich, mal wieder überrascht, und ich hatte nicht damit gerechnet, muss aber auch gestehen, dass ich total im Sog beim Lesen war und gar nicht zu viel über ein mögliches Ende nachgrübeln wollte. Neben der Spannung gibt das Ende auch Hoffnung auf einen zweiten Band der Reihe rund um Jonah Colley, was mich wirklich freuen würde, denn dieser neue Protagonist hat sich eindeutig einen Platz in meinem Leserherz erarbeitet.
Fazit:
Hatte ich zunächst kleine Bedenken, weil wir nichts neues von David Hunter lesen würden, sondern mit Jonah Colley ein neuer Protagonist eingeführt wird, so konnte mich Simon Beckett bereits nach wenigen Seiten wieder total in seinen Bann ziehen. Ich mochte alles an diesem Buch, das düstere Setting in London, die kuriosen Ermittler der Londoner Polizei und natürlich Jonah Colley als neue Figur im Simon-Beckett-Universum. Für mich hat dieser Thriller alles was eben Bücher dieses Genres brauchen und ich habe ihn fast an einem Tag komplett „inhaliert“. Das Ende ist aus meiner Sicht der Spannungshöhepunkt und lässt mich hoffen, dass es mindestens noch einen zweiten Band der Reihe geben wird.