Titel: Elektrische Fische
Autor: Susan Kreller
Seitenzahl: 192
Verlag: Carlsen
Vielen Dank an den Carlsen-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Emma lebt in Dublin zusammen mit ihren Eltern. Als ihr deutsche Mutter sich entscheidet in die Heimat zurückzukehren, fällt Emma und ihren Geschwistern dieser Umzug auf unterschiedliche Weise schwer. Doch wie kann man diesen schweren Schritt als Kind verarbeiten?
„Elektrische Fische“ fühlt sich an wie eine Reise in die Vergangenheit. Ein kleines Dorf in Mecklenburg-Vorpommern, mit Nähe zum Meer und die Stille wird nur durch das Rattern der Schwalbe durchbrochen. Bereits auf den ersten Seiten vermitteln Susan Kreller die Trostlosigkeit des Dorfes und zeigt auf eindrucksvolle Weise wie verlassen sich Emma fühlt. Die offensichtlichen aktuellen, politischen Bezüge fügen sich in das Gesamtbild eines Settings der stillen Frustration.
Emmas Verlassenheit zeigt sich aber nicht nur durch den Ort selbst, sondern auch durch die sprachliche Barriere. Zwar konnte ihre deutsche Mutter den Kindern die Sprache vermitteln, dennoch fehlen Wörter und jeder Tag ist eine Herausforderung in denen neue Worte auf Emma wirken. Ihre jüngere Schwester Aoife scheint an dieser Barriere zu scheitern, was nicht nur bei Emma die Sorge weckt, sondern auch dem Leser vermittelt, wie wichtig Sprache ist und wie sehr diese das Selbstbewusstsein zerstören kann. Leider waren es mir am Ende zu wenige Worte, ich hätte mir noch etwas mehr Tiefgang gewünscht, um z.B. Emmas Charakter, oder den ihrer Geschwister, mehr verstehen zu können.
Der Instinkt zu fliehen, einfach abzuhauen, ist bei Emma verständlicherweise groß, immer wieder sucht sie Wege ihr Ziel umzusetzen. Und auch hier spielt die Sprache wieder eine Rolle, denn Emma scheint in einer Welt voller Schweigen zu leben, nicht nur die Großeltern, Geschwister und Mutter schweigt, sondern auch Levin, der ihr helfen könnte ihren Plan umzusetzen, brilliert durch Schweigen in allen Lebenslagen. Letztendlich wird klar, dass jeder der Figuren sein Päckchen zu tragen hat, und sich alles am Ende zusammenfügen lässt. Ob Emma bleibt, oder doch geht möchte an dieser Stelle nicht verraten, einfach weil die Symbolik dahinter, der Schlüssel des Buches ist.
Fazit:
„Elektrische Fische“ fasziniert durch seine Sprache, und zwar in doppelter Hinsicht. Nicht nur die Sprache mit der Susan Kreller den Leser für die Geschichte begeistert, sondern auch die Worte im Buch schaffen einen eigenen Raum für all die ungesagten und gesagten Worte. Emma ist als Protagonistin ein Sprachrohr zwischen all den Figuren und versucht auf ihre eigene einfühlsame Art Zugang zu bekommen, obwohl der Gedanke Flucht jederzeit besteht.
Hallöchen!
Ein Buch, das bestimmt besonders durch seine Emotionen auffällt. Schon allein beim lesen deiner Rezension hat mich eine gewisse Melancholie ergriffen, bei der ich tief aufseuzen möchte. Danke dir für die schöne Vorstellung!
Liebe Grüße!
Gabriela
Liebe Sandra,
bedrückend, frustrierend, einsam, das sind Begriffe, die mit fehlenden Worten einhergehen. Das wird mir mal wieder aufgrund deiner Rezension bewusst. Die Geschichte hätte sicherlich mehr Seiten verdient, genauso wie die Themaitk im Leben.
Danke für die Buchvorstellung.
Liebe Grüße
Tina