Buchrezension

[Rezension] Orcasommer – Sabine Giebken oder auch Freiheit für die Wale!

Oktober 13, 2018

Titel: Orcasommer
Autor: Sabine Giebken
Seitenzahl: 448
Verlag: Magellan

Vielen Dank an den Magellan Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Unsere Protagonistin Svenja steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Die Schule ist geschafft, doch bevor es in das Arbeitsleben geht, verbringt sie den Sommer in Kanada. Natürlich ist sie nicht ohne Grund dort. Ihr Vater lebt in Kanada, der Vater, denn sie noch nie zuvor gesehen hat. Und nun trifft sie endlich auf ihn, aber irgendwie ist nichts so wie sie es erhofft hat. Doch statt abzubrechen raubt ihr ein anderes männliches Wesen das Herz: der Orca Solo. Wie wird dieser Sommer Svenjas Leben verändern? Und kann sie Solo retten?

Svenjas Geschichte ist die einer Jugendliche die erwachsen wird und sich dabei selbst sucht. Dabei stehen ihr die erste Liebe, der erste Herzschmerz, die Suche nach dem Vater und das Finden von einem Ziel im Leben, zur Seite. Diese Suche liest sich ganz leicht und ist für jeden, der diesen Weg schon gegangen ist, absolut nachvollziehbar. Die Dynamik zwischen den Charakteren, mit denen die Autorin ihre Geschichte aufbaut, sorgt für Spannungen und einen ständigen Lesefluss. Doch neben dieser Geschichte gibt es auch noch eine Geschichte, die erzählt wird. Und genau diese soll in meiner Rezension Gehör bekommen. Es ist die des jungen Orcas Solo und aller anderen Wale, die ein ähnliches oder weitaus schlimmeres Schicksal erlebt und durchgemacht haben.

Eine kurze Rückblende in die 90er Jahre. Zu dieser Zeit ist der Film „Free Willy“ ganz groß und ein absoluter Publikumsmagnet. Jeder Zuschauer fiebert mit dem jungen Jesse und dem Wal Willy, der in einem Vergnügungspark gefangen ist, mit. Man lernt den Wal kennen, erkennt, dass er ein einsames Leben in einer Badewanne lebt, und kämpft mit Jesse um die Freiheit von Willy. Wir sind alle berührt, doch am Ende des Films fragt niemand mehr nach den Walen die tatsächlich dieses Schicksal erlitten haben und immer noch in Gefangenschaft leben, dort sogar sterben. Und genau diesen Walen sollte eine Stimme gegeben werden, und diese wird dank einem Buch wie „Orcasommer“ wieder lauter. Zwar ist Solo nicht in direkter Gefangenschaft, doch durch sein Auftauchen wird mittels Rückblenden aufgezeigt, wie qualvoll das Leben dieser Orcas in Gefangenschaft schon beim Einfangen und Fortreißen aus ihren Familien aussieht. Das sich Aggressionen entwickeln, die sie zunächst an ihren Mitgefangen auslassen, und letztendlich an ihren Trainern.

In „Orcasommer“ wird ausführlich erklärt wie das Leben der Orcas in der Wildnis aussieht. Welche Unterschiede gibt es? Jede Gruppe von Orcas sieht anders, machen andere Geräusche, haben andere Färbungen und Familienstämme. Es ist faszinierend und spannend zugleich zusammen mit Svenja diese Informationen zu erfahren und so mehr Verständnis für diese wunderbaren Lebewesen zugewinnen. Beim Lesen merkt man immer wieder, wie viel Zeit Sabine Giebken in die Recherche dieser Informationen gesteckt hat. Die genannten Orte, Namen und Einrichtungen sind real, in den Anmerkungen geht die Autorin auch noch mal sehr kurz darauf ein, welche Ereignisse tatsächlich so stattgefunden haben.

Um etwas mehr Einsicht in die Ausbeutung der Orcas zu bekommen, um damit besser zu verstehen, wieso es einfach von Grund auf falsch ist, Tiere abzurichten und als Publikumsobjekt zu benutzen, empfehle ich jedem die preisgekrönte Dokumentation „Blackfish“. Hier wird eine jahrzehntelange Geschichte der Qualen erzählt, die jeden Zuschauer berührt. Daher anbei der Trailer zur Dokumentation „Blackfish“:

Fazit:

Sabine Giebken schafft es in ihrem Roman geschickt diese beiden Geschichten, also Svenjas, als auch Solos, zu verknüpfen. Dadurch hatte ich ein gelungenes Leseerlebnis, konnte mich voll und ganz auf Svenjas Gedanken einlassen und war total gebannt, zu erfahren, wie es mit Solo weitergeht. „Orcasommer“ ist nicht nur ein Coming-of-Age-Roman, sondern auch ein Buch, das wachrütteln soll, über das gefangene Leben der Orcas in den Vergnügungsparks.

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