Wer meinen Twitter-Account verfolgt der wird gemerkt haben, ich bin ganz unverhofft der Serie „Orange ist the new Black“ verfallen, und zwar total. Es ist mein neues Netflix-Binge-Watch-Opfer, und es ist so grandios, dass ich einfach etwas dazu schreiben muss. Aktuell kann ich mich nicht daran erinnern, wer mir die Empfehlung gegeben hat, dieser Serie unbedingt schauen zu müssen, und ich war auch echt nicht sicher ob sie etwas für mich wäre, aber schon nach einer Folge war klar: davon brauche ich mehr! Die Review bezieht sich nur auf Staffel 1, also bitte keine Spoiler in den Kommentaren!
Am Anfang von „Orange is the new Black“ steht Piper Chapman, sie ist Anfang 30 und eigentlich grade dabei mit ihrer besten Freundin zusammen ein Unternehmen aufzubauen und mit ihrem Freund Larry eine Zukunft zu gestalten. Da schlägt das Schicksal zu, oder eher ihre Vergangenheit in Form ihrer Ex-Freundin Alex Vause, für die sie vor vielen Jahren Drogengeld geschmuggelt hat. Und genau dieses Verbrechen wird ihr jetzt zum Verhängnis, sie wandert ins Gefängnis für 15 Monate. Der Plot klingt spannend und witzig, eine blonde, hübsche, schicke Frau, die auf einmal im Frauengefängnis durchkommen muss, und auch Piper sieht sich in dieser Rolle.
„Oh, my god, Larry. By the time I get out, there’ll have been like three new generations of iPhone.“
– Piper Chapman (Orange is the new Black)
Glaubt man zunächst es handelt sich um eine Comedy-Serie, weil die „weiße Großstadttussi“ total überfordert ist, wird schnell klar, dass „Orange is the new Black“ mehr zu bieten hat. Neben den sicherlich komischen Einlagen, geht es auch um ernste Themen mit denen sich die Gefangenen auseinandersetzen müssen. Und dabei wird der Zuschauer wach gerüttelt und Emotionen bauen sich auf, die ich so nicht erwartet hätte.
So erkennt Piper, dass ihr die menschliche Nähe hinter Gittern fehlt, es gibt auf Grund der Gefängnisordnung theoretisch kaum Berührungen zwischen den Frauen und auch sonst herrscht ein raues Klima. Auch ist für viele der Insassinnen nicht klar, wie es nach dem Gefängnis weitergeht, nur wenige haben wie Piper eine Perspektive. Die Serienmacher setzen dabei bewusst auf harte Bilder und Ehrlichkeit. Als Taystee endlich in die Freiheit darf dauert es nicht lange, bis sie wieder drin ist, denn das „Draußen“ kann ihr nicht so viel Sicherheit und Ordnung bieten wie das Gefängnis.
„So I’m sitting there, barbecue sauce on my titties, and I’m like ‚What the fuck? Again?“
– Taystee (Orange is the new Black)
An dieser Stelle möchte ich auch noch auf „Yoga Jones“ hinweisen, die zwar nur wenig Screentime hat, aber für einen wirklich emotionalen Moment bei mir gesorgt hat. Erica „Yoga“ Jones wirkt mit ihrer ruhig und auch ein ganz wenig verrückt, sie bietet einen Yoga-Kurs an bei dem sie den Frauen die Möglichkeit gibt zu entspannen und ins Reine zu kommen. Dabei weißt sie Piper darauf hin, dass das alles zur temporär ist, es ist eine Phase, und genau das soll sie nicht vergessen.
„You have to remember that. It’s all temporary.“
– Yoga Jones
Aber es ist nicht nur dieser tiefsinnige Spruch und ihre Einstellung die ich an ihr mag, sondern auch ihre tiefe Reue mit der sie von dem Ereignis spricht, weshalb sie eingesperrt ist. Sie ist eine der wenigen Insassinnen, bei der ich tatsächlich das Gefühl habe, dass sie mit ihrem Aufenthalt reumütig etwas absitzen will und hofft, danach damit leben zu können. In solchen Momenten wird dem Zuschauer klar, dass es eben nicht nur um Comedy oder Drama geht, sondern eben auch ernste und wahre Themen angesprochen werden. Und gerade diese Nebencharakter geben der Serie so viel Charme, natürlich steht Piper als Protagonistin im Mittelpunkt und sie macht echt viel durch, dennoch lebt die Geschichte von den Gefühlen und Rückblenden der anderen Insassinnen. Sie faszinieren, schockieren und berühren den Zuschauer, ein wirklich gelungener Mix an Charakteren.
Letztendlich möchte ich noch auf Susan Fischer aufmerksam machen, eine junge Wärterin, denn natürlich gibt es auch Wärter im Gefängnis, die ebenfalls in der Serie entscheidende Rollen haben. Fischer ist jung und wirkt im Gegensatz zu den anderen Wärtern menschlich zugänglich und sozial, sie zeigt Mitgefühl mit den Gefangenen und versucht dabei dennoch ihren Job gut zu machen. Sie betont immer wieder, dass die Gefangenen auch Menschen sind und nicht nur Objekte. Dabei lässt sie in einem Gespräch mit Piper einen Satz fallen, der zum Nachdenken anregt und verdeutlicht, dass man nicht allzu abwertenden mit den Frauen umgehen sollte, auch wenn ihre Verbrechen natürlich eine Strafe gerechtfertigen:
„Anyway, I just want you to know that as far as I’m concerned, you and me are the same. The only difference between us is that when I made bad decisions in life I didn’t get caught. It could’ve been me here in khaki, easy.“
-Susan Fischer
So genug das Fangirl-Herz ausgeschüttet, und dabei habe ich bisher nur eine Staffel gesehen! Ich bin gespannt wie sich noch alles weiter entwickeln wird und habe ja zum Glück noch ein paar Staffeln vor mir. Kennt ihr „Orange is the new Black“ bereits? Wenn ja, dann schreibt mir doch in den Kommentaren (natürlich ohne Spoiler), wie ihr die Serie findet.
Eure Sandra
Ich war auch total begeistert von dieser Serie, die ich als Leih-DVD entdeckt habe. Witzigerweise habe ich mit den Schauen angefangen, als ich in unserem Haus eingesperrt war, weil die Tür nicht mehr aufging und ich einen Handwerker kommen lassen musste, der sie mir reparierte. So lange war ich Gefangene im eigenen Haus, nur ohne Fußfessel.