Buchrezension

[Rezension] Bevor ich falle – Lilly Lindner

April 25, 2015

Titel: Bevor ich falle
Autor: Lilly Lindner
Verlag: Droemer Knaur
Seitenzahl: 304

Klappentext:

»Ich war neun Jahre alt, als meine Mutter beschlossen hat, dass sie das Leben nicht mehr mag. Sie hat mich hochgehoben und ganz fest in ihre Arme geschlossen, dann hat sie mir einen Gutenachtkuss gegeben und mich in mein Bett gelegt. Meine gelbe Giraffe lag neben mir und die bunte Kuscheldecke auch. Ich weiß das noch so genau, als wäre es heute gewesen. Dabei sind Jahre vergangen, seit diesem letzten Tag in meinem Leben.« (Quelle: Verlag)

Meine Meinung:

Dies ist tatsächlich mein erstes Buch von Lilly Lindner, denn bisher sind ihre Bücher zwar hoch gelobt wurden, aber immer an mir vorbei gegangen. Umso gespannter war ich auf dieses Buch, und ich muss sagen, es ist wirklich etwas ganz anderes.
Zunächst musste ich feststellen, dass das Cover sehr schlicht gehalten ist, was ich aber entsprechend dem Thema im Buch gut finde. Die Mischung aus blau und türkis hat es mir auch direkt beim ersten Blick auf das Buch angetan.

„Aber Erwachsene rennen ja auch alle vier Jahre los, um ihre Stimme abzugeben. Bildlich gesehen ist das ein Stillleben. Aber genau genommen ist es einfach nur Politik.“
(Seite 51)

Im Buch wird die Geschichte von Cherry erzählt, oder eher Cherry selbst erzählt ihre Geschichte, mit viel Gefühl und Wortgewalt. So erfahren wir am Anfang, wie ihre offensichtlich depressive, gefühlssüchtige Mutter Selbstmord begeht und ihr cholerischer, gefühlskalter Vater ihr dafür die Schuld gibt und sie allumfassend von sich stößt. Da hier natürlich stets nur ihre Sicht beschrieben wird, haben wir als Leser nur einen subjektiven Blick, und können nur versuchen Cherry und ihre Gefühle zu verstehen. Leider ging es mir oft so, dass ich keine Verbindung zu Cherry aufbauen konnte, einige ihrer Entscheidungen konnte ich einfach nicht nachvollziehen, und ich musste dann einfach damit leben, dass Cherry solche fatalen Fehler begeht und ich als Leser hilflos dabei zu sehen muss.

„Du weißt nicht, wie sich Stille anfühlt. Bis sie dich anbrüllt.“
(Seite 93)

Eine entscheidende Rolle in Cherry’s Leben spielt Landon, ihr ehemaliger Schwimmlehrer. Er ist sowas wie der Fels in der Brandung, denn er fängt sie auf bevor sie fällt. Er war für mich so was wie der Held der Geschichte, zumindest er hat versucht Cherry immer wieder zurück ins Leben zu befördern, da ihr Vater dazu nicht in der Lage war.
Die Chance ihres Lebens erhält Cherry von Scratch, welche genau das ist, möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten, denn damit würde ich zu weit nach vorne greifen. Allerdings muss man klar feststellen, dass es Cherry leichter fällt Bindungen zu Männer aufzubauen, was sicherlich daran liegt, dass sie vor allem eine neue Vaterfigur sucht, denn ihr Vater hat leider total versagt.
Inhaltlich beschäftigt sich das Buch mit vielen schweren Themen, Themen die dem Leser dann schwer im Magen liegen, aber von Lilly Lindner leider manches mal nur teilweise erklärt werden. So kommt es zu Konflikten wo die Lösung ausbleibt oder nicht erklärt wird, oder eben auch ein Ende was so offen ist, dass man verzweifelt nach weiteren Seiten am Ende des Buches sucht.

„Gefühle sind lautlose Gestalten. Aber sie haben eine schweigende Stimmgewalt.“
(Seite 271)

Das wohl beste an dem Buch ist seine Wortgewalt, selten habe ich ein Buch gelesen was so toll mit Wörtern und deren Bedeutung spielt, egal ob englisch oder deutsch, hier werden Wörter auf ihre kleinsten Teilchen auseinander genommen und neu geordnet. Dies wäre definitiv eines der Bücher welches ich nochmal lesen würde, nur um alle versteckten Wortspielchen aufs neue zu lesen. Allerdings wäre am Ende wieder eine Wortleere wo eigentlich das Ende sein sollte, ein Abspann oder irgendwas was uns als Leser zeigt, welche Richtung die Geschichte nehmen wird.

Fazit:

Von mir gibt es 4 Sternchen für dieses wortgewaltige Buch, dass leider in Sachen Tiefe durch seine Flut an Worten verloren hat. Wer aber gern mit Worten spielt und eine einfache Story bevorzugt, dafür aber sehen möchte wie Worte anders wirken können, für den ist dieses Buch genau das richtige.

4 von 5

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  1. Endlich hast du auch ein Buch von ihr gelesen! *-*
    Ich stimme dir in fast allem zu, auch wenn ich die negativen Punkte nicht unterschreiben kann. Das Ende finde ich an sich *ACHTUNG kleiner SPOILER* sehr positiv, denn vieles klärt sich und man kann die Kertwende in ihrem Leben erahnen.
    Ich finde es schade, dass es dem Buch deiner Meinung nach etwas an Tiefe fehlt, auch fand ich die Geschichte nicht besonders einfach, vor allem wegen der Worte, die mich so tief berührt haben…
    Aber so sieht es halt jeder anders:)

    Alles Liebe
    Rubin:)

  2. Hallöchen,
    ich habe bisher erst zwei Bücher von Lilly gelesen, aber ich liebe sie unheimlich.
    Ich liebe ihre Art und Weise wie sie mit den Worten spielt. Ich liebe alles an ihrem Schreibstil.

    Liebst, Lotta

  3. Ich lese das Buch gerade und weiß noch nicht ganz, was ich davon halten soll (bin aber auch noch echt nicht weit ;)). Ich liebe es, wie Lilly Lindner mit den Worten spielt und etwas ganz Besonderes daraus macht, aber die Geschichte kann mich bislang nicht sooo begeistern, wie Was fehlt, wenn ich verschwunden bin…

    Liebe Grüße
    Chrisi

  4. Hallo Piglet,
    ich schaue ach mal wieder vorbei 😀
    Von dem Buch habe ich bisher nicht gehört, und auch in der Buchhandlung ist es mir noch nie aufgefallen. Es hört sich aber nach einer guten Geschichte an, obwohl ich mich sicher auch ärgern würde, wenn all zu viele Fragen offen bleiben.
    Richtig schön finde ich das Zitat, das ist wirklich mal fantastisch ausgedrückt.
    Liebe Grüße
    Jana

  5. Ich finde die Rezension Klasse! Und ich bekomme wirklich Lust die Wortgewalt in mich aufzunehmen, aaaaber ich habe mir vorgenommen, zunächst keine Bücher mehr zu kaufen, bis mein SuB kleiner geworden ist, denn auch wenn ich die letzten Monate nicht gelesen habe, ist mein SuB gewachsen und gewachsen 😉
    Ich packe es erst mal auf die Wunschliste 🙂

    Ganz liebe Grüße
    Nadine

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