16.Dezember
Jeder kennt die Geschichte von Dornröschen. „Sleeping Beauty“, die nur durch den Kuss des Prinzen erlöst werden kann und aus ihrem Jahrhundertschlaf erwacht. Man stelle sich vor, dass passiert wirklich, du legst dich hin und erwachst erst Monate oder Jahre wieder, und derweil zieht die Welt und das Leben an dir vorbei. Genau so ergeht es Oliver aus „Zwillingssterne“, einem meiner Favoriten aus dem Königskinder-Verlag. Doch im Gegensatz zu Dornröschen, beider quasi das Altern und die Zeit anhält bis der Prinz kommt, dreht sich die Uhr in Olivers Welt weiter, nur er steht still.
„Zwillingssterne“ lässt sich in drei kurzen Stichpunkten umschreiben: 90er Jahre. Tiefe Freundschaft. Furchtbare Krankheit.
Und dabei ist es vor allem die Verbindung zwischen der Krankheit und der Freundschaft, die die Handlung spannend gestalten. Schnell wird deutlich, dass Oliver an KLS leidet, am Kleine-Levin-Syndrom. Hier mal ein paar Eckdaten dazu:
– periodisch, erhöhtes Schlafverlangen
– tritt bevorzugt bei männlichen Jugendlichen auf
– es kann zu Wahrnehmungs- und Verhaltensstörungen kommen
– Betroffene verschlafen den ganzen Tag und sind maximal 2 Stunden wach, in denen keine Kommunikation möglich zu sein scheint
– Schlafphasen können Monate andauern
– in Wachphasen tritt ein gesteigertes Heißhunger- und Sexualverhalten auf
Genau diese Eckpunkte finden wir unterschwellig, oder sehr offensichtlich, im Buch von Cristina Moracho aufgegriffen und wunderbar verknüpft mit der Grundhandlung. Und diese Grundhandlung betrifft die Freundschaft zwischen Oliver und Althea, die immer im Mittelpunkt steht und von der erzählt wird. Hierbei schafft es Cristina Moracho beide Protagonisten sich entwickeln zu lassen, dabei die Freundschaft in den Mittelpunkt zu stellen, und dann eben nicht, denn während Oliver weiterschläft, ist Althea wach und lebt ihr Leben, und Oliver sieht immer nur Zwischenstufen dieser Entwicklung. Um das Abzurunden wird abwechselt aus beiden Sichten erzählt, wodurch wir auch die Chance haben die Welt mit Olivers Augen zu sehen. Und genau hier dreht die Autorin die Handlung so, dass wir auf eine Krankheit aufmerksam gemacht und über sie aufgeklärt werden, ohne das die eigentlich Handlung an Schwung verliert.
Rund um schafft es „Zwillingssterne“ nicht nur eine Geschichte über Freundschaft zu erzählen, sondern auch ganz in der Manier der Königskinder, ein ernstes Thema anzusprechen, welches sonst nicht so oft auf den Tisch kommt. Ich mochte die Geschichte und konnte mich immer nur schwer von den Protagonisten lösen. Wer also ein Buch über Freundschaft, Vertrauen und dem Leben mit einer schwierigen Krankheit lesen will, und dabei was Außergewöhnliches sucht, der ist bei „Zwillingssterne“ genau richtig!
Hallo, von dem Syndrom lese ich grad zum ersten Mal. Ich befürchte, die ganzen Probleme, welche durch solch ein Syndrom entstehen, kann man wohl wirklich erst erfassen, wenn man die Chance hat, das Leben eines Betoffenen mitzuerleben wie in diesem Roman.
LG und einen schönen 3. Advent,
Christina P.
Hey!
Das Buch hatte ich bisher gar nicht auf dem Schirm, danke für den Tipp!
Das klingt echt spannend, ich habe auch von der Krankheit noch nichts gehört.
Liebe Grüße,
Nicci