Titel: Untenrum frei
Autor: Margarete Stokowski
Seitenzahl: 256
Verlag: Rowohlt
Mit dem Beginn des Klappentextes „Sex. Macht. Spaß. Und Probleme“ lockt Margarete Stokowski auf provokative Art die Leser zu ihrem Buch. Außerdem fasst sie damit gut zusammen, worum es in „Untenrum frei“ gehen soll. Doch kann „Untenrum frei“ wirklich Rollenbilder auflösen und uns als Gesellschaft frei machen?
Vor dem lesen war ich sehr skeptisch gegenüber dem Inhalt. Oft hatte ich vorher vom überzogenen Feminismus gehört. Da ich aber mich selber von etwas überzeugen will, griff ich zum Buch und ließ mich darauf ein.
Bereits in der Einleitung verdeutlicht Stokowski ihren Standpunkt und sagt mit klaren Worten, dass es ihr nicht darum geht, dass keine Frau mehr in der traditionellen Rolle leben sollte, sondern die Wahl dieses Rollebild freiwillig passieren soll. Und um eine freie Wahl zu haben, muss man die Freiheit haben und vor allem die Optionen kennen. Und allein, dass dieser Gedanke bereits zentral in der Einleitung platziert wurde, stimmte mich positiv und verdeutliche relativ schnell, dass hier ein Buch wirklich Freiheit für alle verlangt.
In insgesamt sieben Kapiteln geht Margarete Stokowski auf die verschiedenen Bereiche des Lebens ein und zeigt, wie wir untenrum frei sein können. Dabei ist die Autorin stets ehrlich, offen und lässt private Situationen in den Text einfließen. Dadurch gelingt es den Text, und die Appelle die sie setzt, näher zu bringen, ohne das es aufgezwungen wirkt. Ich fühlte mich beim lesen immer zu angesprochen und war erstaunt wie oft ich mich selbst darin wiederfinden konnte. Egal ob Kindheit, Job, Pink-Blau-Falle oder soziale Kontakte, immer wieder konnte ich bei den angesprochenen Themen selber Beispiele aus meinem Leben Revue passieren lassen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Hochstapler-Syndrom bezogen auf die Frage nach der „Weltherrschaft“, welche von Frauen oftmals heruntergespielt wird:
Am Hochstapler-Syndrom leiden Frauen viel häufiger als Männer: Egal, welche Erfolge sie erzielen, stets haben die Betroffenen Angst, es könnte rauskommen, dass sie nichts davon verdient haben und in Wirklichkeit komplette Loser sind. (S. 106)
Wirklich schockierend war ich darüber, wie sehr wir auch noch heute durch Medien und ihre Bilder geprägt sind. Es wurden Zitate aus Männermagazinen und von verurteilten Vergewaltigern Testpersonen vorgesprochen und dabei fiel es diesen schwer einen unterschied in den Aussagen zu entdecken. Und ich glaube den Inhalt von den gängigen Modemagazinen brauchen wir nicht zu besprechen, dass hier Frauen herabgesetzt und auf ihr Äußeres reduziert werden, sollte mittlerweile jedem aufgefallen sein. Immer wieder fragt man sich, wie unsere Gesellschaft so weit abdriften konnte. Dabei zeigt Stokowski nicht nur die Probleme auf, sondern auch mögliche Lösungsansätze, mit denen wir uns aus diesem Tief herausarbeiten können.
Ich glaube es wird deutlich, dass mein anfänglicher Eindruck sich während des Lesens komplett geändert hat. Obwohl es sich bei „Untenrum frei“ um ein Sachbuch handelt, schafft es die Autorin einen guten Spagat zwischen harten Fakten, eigenen Gedanken und einer kleinen Brise Humor hinzulegen. Das man damit ein so schwieriges Thema bestens aufarbeiten kann, hätte ich nicht gedacht, aber „Untenrum frei“ hat mich vom Gegenteil überzeugt.
Fazit:
Jeder der sich mit dem Thema Feminismus näher beschäftigen möchte, lege ich dieses Buch ans Herz. Mich konnte es auf ganzer Linie überzeugen und meine Erwartungen wurden auf jeden Fall übertroffen.
Freut mich total, dass dir das Buch gefallen hat! Ich fand es auch großartig. 🙂
Liebe Sandra,
ich wage mich zu erinnern, dass du das Buch auch als Hörbuch gehört hast, oder?
Du kennst mich, ich bin nicht so der Sachbuch-Fan, aber vielleicht sollte ich doch mal wieder zu einem greifen.
Danke für die Vorstellung.
Liebe Grüße
Tina