Titel: Aber vielleicht wird noch alles gut
Autorin: Lea Melcher
Seitenzahl: 336
Verlag: Piper
Emilia hat eine Angststörung, genau deshalb hat sie seit Jahren Probleme das Haus zu verlassen und normale soziale Kontakte zu pflegen. Mit fast dreißig ist sie also Single, und eher nicht so glücklich. Ein Zwischenfall auf der Hochzeit ihrer Schwester bringt sie dazu zur Therapie zu gehen, und als ob es nicht sowieso schon schlecht laufen würde, trifft sie dort ausgerechnet auf Jack. Dem Einem, dem sie nie wieder begegnen wollte und über äußerst ungünstige Umstände sitzt sie plötzlich in einer Paartherapie mit Jack. Und ganz plötzlich muss sich Emilia mehr Herausforderungen und Ängsten stellen, als sie gedacht hätte.
Dieses Buch ist mir bereits letztes Jahr beim Erscheinen durch sein wundervolles Cover aufgefallen. Zudem finden sich zwischen den Seiten zauberhafte Illustrationen von der Autorin selbst und so insgesamt überzeugt mich die Aufmachung des Buches absolut. Aber nicht nur das Gewand ist eindrucksvoll, auch der Klappentext macht neugierig, denn gerade Own-Voice-Geschichten zu Mental Health finde ich wichtig und sollten viel mehr verbreitet sein.
Emilia ist als Protagonistin sehr speziell, ich konnte mich zwar sofort in sie hinein fühlen, dennoch merkt man beim Lesen, dass sie mit viel zu kämpfen hat. Die Angststörung, mit der sie lebt, wird durch die Autorin aus meiner Sicht sehr gut vermittelt, ohne dabei jedoch zu aufdringlich zu sein. Dieses Buch hat sich für mich vor allem durch Emilias Entwicklung – in der auch Rückschläge enthalten sind – zu einem Wohlfühlbuch entwickelt. Realitätsnah und in einem ansprechenden Tempo erlebt die Leser*in, wie Emilia sich dem Alltag stellt und dabei bereits bei kleinen, scheinbar normalen Dingen, mit sich hadert. In einigen Dingen entdeckt man vielleicht sogar etwas von sich selbst, wie Routinen, die man nur schwer ablegen kann. Genau das ist es, was für mich Emilia so besonders macht, sie fühlt sich echt an. Nicht überzeichnet in einen Perfektionismus, denn es so nur selten gibt, sondern richtig echt, so wie du und ich.
Statt jetzt, wie man es kennt, vom männlichen Hauptcharakter zu erzählen – in diesem Fall Jack, der auf mich immer etwas unnahbar wirkte, so wie Männer eben manchmal sind – möchte ich viel mehr Oskar hervorheben. Dieser kleine Kater wirkt unscheinbar, aber wir auch für Emilia im Buch, sorgte er bei mir für den nötigen Halt. Wenn man dann noch bedenkt, auf welchem Weg er sich in ihr Herz geschlichen hat, dann kann man nicht anders als ihn zu lieben. Im Übrigen gibt es auch die ein oder andere Illustration von ihm im Buch, es lohnt sich also.
Der Schreibstil von Lea Melcher ist einfach wundervoll und hat mich in seinen humorvollen Umschreibungen in verschiedenen Szenen sehr an Kerstin Gier erinnert. Tiefgründige Themen rund um Mental Health werden in „Aber vielleicht wird auch alles gut“ auf wunderbare Weise vermittelt. Genau dieser Mix – Ernsthaftigkeit und Humor – hat mich dieses Buch in einem Rutsch verschlingen lassen. Ich wollte zwischen die Seiten kriechen und mit Emilia und Oskar einen herbstlichen Tag verbringen und ihre Geschichte an ihrer Seite erleben. „Aber vielleicht wird auch alles gut“ ist für mich nicht nur ein Highlight, sondern auch ein Wohlfühlbuch der besonderen Art. Als die Seiten sich dem Ende neigten, wollte ich nicht das es aufhört, ich wollte immer mehr und die Geschichte von Emilia und Jack und Oskar weiterverfolgen.
Fazit:
Lest dieses Buch! Lea Melcher hat mit „Aber vielleicht wird auch alles gut“ kein reißerisches Buch geschrieben, aber ein Buch, dass auf humorvolle, wunderbare Weise sich dem Thema Angststörungen widmet und dabei von den eigenen Erfahrungen der Autorin lebt. Das Cover und die vielen kleinen Illustrationen im Buch unterstreichen den Wohlfühl-Faktor der Geschichte und machen dieses Buch – zusammen mit der Geschichte von Emilia und Jack – zu einem echten Highlight. Von Lea Melcher will ich definitiv demnächst noch mehr lesen.