Titel: Das Fundbüro der verlorenen Träume
Autorin: Helen Frances Paris
Seitenzahl: 368
Verlag: dtv
Originaltitel: Lost Property
Übersetzerin: Sophie Zeitz-Ventura
Vielen Dank an den dtv-Verlag für die Zusendung des Leseexemplares!
Von außen könnte man denken, dass die Arbeit in einem Fundbüro recht eintönig erscheint. Doch Dot beweist, dass dies absolut nicht der Fall ist und man hinter jedem verlorenen Gegenstand eine Geschichte entdecken kann. Bis Dot sich selbst verliert und sozusagen selbst im Fundbüro landet, doch kann sie auch sich selbst wiederfinden?
Wie so oft, bin ich auf dieses Buch über das Cover und den Titel aufmerksam geworden. Ein Fundbüro für verloren gegangene Träume, das klingt tragisch und romantisch zu gleich, oder? Und am Ende wurde ich tatsächlich auch nicht enttäuscht, denn Helen Frances Paris schafft einen wunderbaren Mix aus Komödie, Tragödie und einer Brise Romantik.
Dot ist als Protagonist schon ein kleines Unikat. Ihr Leben gestaltet sich durch Regeln, Grenzen und einem Gefühl für gleichbleibende Abläufe. Man denke nur jemand würde die Beschriftung im Fundbüro nicht korrekt ausführen, das wäre ja unfassbar. Dots Gradlinigkeit bekommt aber recht schnell Risse, nämlich genau dann, wenn sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss. Sei es nun beim Telefonat mit ihrer Schwester oder den Besuchen bei ihrer Mutter, als Leser*in merkt man hier schnell, dass Dot noch etwas verarbeiten muss, und in Rückblenden erfahren wir, was genau dies ist. Für mich war Dot eine wirklich sympathische Protagonistin, die zwar äußerlich hart wirkt, aber innerlich einen weichen Kern hat, denn sie beschützen möchte.
Dots Leben wird durch einen Kunden im Fundbüro durcheinandergebracht. Der ältere Herr Appleby hat eine Tasche verloren, was an sich erstmal trivial wirkt, aber in der Tasche stecken Erinnerungen. Sofort fühlt Dot die Verbundenheit zu Herrn Appleby, doch leider ist die Tasche nicht im Fundbüro angekommen. Sie notiert sich die Kontaktdaten des älteren Herren – so verlangt es auch die Vorschrift des Fundbüros – und wie durch ein Wunder taucht die Tasche auf, doch dank eines Fehlers kann sie Herrn Appleby nicht mehr kontaktieren. Also begibt sie sich auf die Suche nach ihm, und entdeckt dabei auch irgendwie sich selbst wieder.
Die Geschichte ist aus meiner Sicht viel tiefgründiger als man es zunächst denken möchte. Zwischen den poetischen und witzigen Sätzen versteckt sich die pure Tragik und man möchte Dot so gern in den Arm nehmen und ihr nur das Beste wünschen. Der Autorin gelingt es auf wunderbare Weise mir auf leisen Schritten so nahe zu bringen, dass ich am Ende ein klein wenig traurig bin, dass die letzte Seite erreicht ist. Am Ende muss ich jedoch einen kleinen Abzug vornehmen, zum einem hätte es aus meiner Sicht, gerade für sensible Leser*innen, eine Triggerwarnung geben müssen und zum anderen gab es die ein oder andere Szene, welche etwas zu lang geraten ist.
Fazit:
Mich konnte die Geschichte von Dot in „Das Fundbüro der verlorenen Träume“ berühren und auch irgendwie nicht mehr loslassen. Selbst Tage nachdem ich die Geschichte gelesen hatte, musste ich noch an Dot, ihr Fundbüro und die Tasche des Herrn Appleby denken. Und selbst wenn manche Szenen aus meiner Sicht etwas zu langatmig waren, konnte mich alles an dem Buch überzeugen und ich werde wohl auch in naher Zukunft immer mal wieder an Dot und ihre Geschichte zurückdenken.