Titel: Ein Stein auf meinem Herzen |
Klappentext:
Shlomo Birnbaum, geboren 1927, wächst in einem jüdisch-orthodoxen Haus im polnischen Tschenstochau auf. Nach dem Einmarsch der Nazis im September 1939 muss die Familie ins Ghetto. Der Alltag ist bestimmt von Angst und Tod, noch heute sagt Birnbaum: »Ich habe erlebt, wie meine Mutter in den Tod geschickt wurde, wie meine Brüder und Schwestern umgebracht wurden. Ich konnte nicht mehr glauben. (Quelle: Verlag)
Meine Meinung:
Eigentlich benötigt ein Buch wie dieses keine Rezension, es ist ein wertvolles und wichtiges Zeitzeugnis von einem Menschen, der die wohl dunkelste Stunde Europas von der grausamen Seite kennengelernt hat. Dennoch, und vor allem in Hinsicht auf die derzeitigen politschen Entwicklungen, muss ich auf dieses Buch und seine Geschichte aufmerksam machen.
Als Junge erlebt Shlomo Birnbaum den Kriegsbeginn in Polen, dass Land welches als erstes und innerhalb kürzester Zeit in deutsche Nazihände fällt. Sofort ist seinem Vater klar, hier ist es nicht mehr sicher, doch alle Versuche dem Grauem zu entkommen durch eine Flucht scheitern und so bleibt die Familie in Tschenstochau und muss mit ansehen, wie immer wieder deutsche und polnische Machtträger ihr Zuhause, ihre Familie und somit ihr Leben zerstören.
Mich berühren solche Zeitzeugnisse immer, denn nicht nur, dass das was Shlomo Birnbaum passiert ist wirklich schrecklich ist, sondern auch der Umstand der schonungslosen Wahrheit raubt mir den Atem beim Lesen. Während wir in unser Generation uns schon beklagen, wenn wir zwei Tage ohne W-LAN oder Internet allgemein auskommen sollen, hatte Shlomo Birnbaum teilweise tagelang nur Wassersuppe zu essen, wenn er Glück hatte. Eben diese Erlebnisse sollte uns wachrütteln, denn sie zeigen, wie gut wir es haben, selbst wenn wir mal nicht alles bekommen was wir wollen. Mit schonungsloser, aber dennoch nüchterner, Ehrlichkeit erzählt Shlomo Birnbaum uns von seinem Leben vor dem Krieg, während des Krieges und auch danach, denn ein Krieg endet nie mit einem Datum, er lebt in den Köpfen und Träumen der Menschen weiter die ihn erlebt haben.
Der Schreibstil ist dem Thema entsprechend sehr gut gewählt, eine gute Mischung zwischen journalistischer Genauigkeit bezüglich der Daten und einfühlsamen Verflechten der Erinnerungen von Shlomo Birnbaum. Es ist denke ich klar, dass ich hier nicht über Spannungsbogen und ähnliches philosophiere. Viel mehr möchte ich noch erwähnen, dass mich vor allem die Geschehenisse nach Ende des Kriges schockiert haben. In einem Europa, welches eben grade durch Krieg und Antisemitismus zerstört wurde, gab es immer noch enorme Begrenzungen und offenkundigen Hass gegen Juden. So etwas dann aus „erster Hand“ nochmal zu lesen lässt mich als Leser schwer schlucken. Insgesamt liefert der Autor und Interviewer Rafael Seligmann eine wichtige Lebensgeschichte ab, die lesenswert und bedeutsam ist, grade für die junge Generation unserer Zeit.
Fazit:
Ein Buch, ein Leben, ein Bildnis, dass mich so schnell nicht los lassen wird. Ich war schockiert, gefesselt und sprachlos über all die Grausamkeit, die Shlomo Birnbaum erlebt hat. Natürlich hat man diese Themen im Unterricht behandelt, aber ein Zeitzeugenbericht zeigt oftmals viel genauer und facettenreicher wie es wirklich war. Von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung für „Ein Stein auf meinem Herzen“.
Vielen Dank an den Herder-Verlag für das Rezensionsexemplar!