Titel: Mein Name ist nicht Freitag
Autor: Jon Walter
Seitenzahl: 448
Verlag: Königskinder
Originaltitel: My Name’s Not Friday
Übersetzer: Josefine Haubold
In einer kurzen Vorgeschichte erfahren wir von Samuel, wie er und sein Bruder Waisen wurden. Nach einem Umzug ins Waisenhaus beginnt Samuels Geschichte. Samuel war ein interessanter und toller Protagonist, vor allem weil er ganz anders dargestellt wurde, als man es zunächst gedacht hätte. Er ist gehorsam gegenüber Gott, und besonders gut im lesen und schreiben. Diese Information scheint zunächst trivial, ist aber dennoch wichtig, denn „Mein Name ist nicht Freitag“ spielt im Bürgerkrieg in den USA. Und zu dieser Zeit ist es nicht üblich, dass ein farbiger Junge schreiben und lesen kann. Eigentlich ist es sogar verboten, und es wird immer zu angezweifelt, dass Farbige dies überhaupt erlernen können, sind sie doch Menschen zweiter Klasse.
Diese Thematik, Unterdrückung der Farbigen, zieht sich durchgängig durch die Geschichte, ist jedoch nicht der primäre Handlungsstrang, denn dieser beschreibt viel mehr, wie ein Junge in den Wirren des Bürgerkrieges versucht seinen Glauben an Gott und seinen Bruder wiederzufinden. Die historischen Fakten im Buch sind wirklich gut recherchiert und haben mir erneut schockierend vor Augen gehalten, wie grausam der Mensch sein kann. Allgemein schafft es Jon Walter durch die naiven Augen eines Kindes, und einem einfachen aber prägnanten Schreibstil, eine einprägsame und erschütternde Reise in die amerikanische Vergangenheit.
Ich möchte nicht zu viel vom Ende verraten, dennoch muss ich sagen, dass ich einige Wendungen und Entwicklungen nicht vorhergesehen habe. Jon Walter wechselt in seiner Erzählung geschickt zwischen Raffungen und Dehnungen, so dass die kleinen scheinbar unbedeutende Momente viel mehr Beachtung finden, da sie die Thematik des Buches wunderbar einfangen.
Fazit:
Man muss dieses Buch einfach selbst lesen um zu verstehen, was es zu etwas besonderem macht. Der Plot, das Setting, der Handlungsstrang und die vielen, kleinen Hinweise darauf, die die Menschenwürde zur damaligen Zeit keinen Wert hatte, machen dieses Buch zu einem Highlight. „Mein Name ist nicht Freitag“ ist ein wirklich gut recherchierter, historisch-fikitonaler Roman, der durch vor allem durch seine Perspektive und seinen Schreibstil brilliert.
Huhu!
Das klingt nach einem sehr wichtigen, berührenden Buch! Leider ist Rassenhass ja auch heute noch ein Thema, immerhin werden in den USA nach wie vor farbige Menschen (im letzten Jahr waren zwei Kinder dabei) beim kleinsten Vorwand von weißen Polizisten erschossen, und wer als farbiger Mensch einkaufen geht, wird in vielen Geschäften unfreundlich behandelt oder misstrauisch von Verkäuferinnen verfolgt, die sicherstellen wollen, dass der oder die "Schwarze" nichts klaut… Auch hierzulande hört man Erschreckendes, nicht nur von Anhängern der AfD. Ich habe manchmal das Gefühl, dass Intoleranz sogar wieder stärker gesellschaftlich akzeptiert wird. 🙁
Ich habe deinen Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt!
LG,
Mikka
Liebe Sandra,
was für eine schöne und gefühlvolle Rezension!
Bei mir ist das Buch auch vor kurzem eingezogen und ich bin schon sehr gespannt, wenn ich auch ein wenig Angst, vor der schmerzenden Thematik habe.
Liebste Grüße <3 Jill