Titel: Six times we almost kissed (und was beim siebten Mal passiert ist)
Autorin: Tess Sharpe
Seitenzahl: 432
Verlag: Carlsen
Originaltitel: Six Times We Almost Kissed (And One Time We Did)
Übersetzerin: Beate Schäfer
Vielen Dank an den Carlsen-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!
Penny und Tate kennen sich bereits ihr ganzes Leben, dass liegt vor allem daran, dass ihr Mütter beste Freundinnen sind. Penny und Tate selbst können sich eigentlich nicht leiden und sind auch keine Freundinnen. Dennoch kommt es immer wieder zu eindeutigen Situationen zwischen den beiden. Als ihre beiden Mütter dann beschließen zusammenzuziehen um in der kommenden, schwierigen Zeit füreinander da zu sein. Das passt den beiden Nicht-Freundinnen natürlich gar nicht und sorgt für jede Menge Spannung jeglicher Art.
Tess Sharpe war mir bereits vor dem Start des Lesens ein bekannter Name, von ihr stammt „The Girls I’ve been“, in dem ich mich absolut verloren habe und begeistert daraus wieder hervorgekommen bin. Mit „Six times we almost kissed“ widmet sie sich nun mit ihrer Slow-Burn-Romance eher an die kleine Romantikerin in mir und hat damit ins Schwarze getroffen.
Penny und Tate, beide 17 Jahre alt, könnten unterschiedlicher nicht sein, vereint sind sie nur durch die Freundschaft ihrer Mütter Lottie und Anna. Und genau das sind die Kernpunkte dieser Geschichte, es geht nicht nur darum, wie eine junge Liebe entsteht und welche Gefühle dabei für Probleme sorgen. Es geht auch darum, was Freundschaft bedeutet und wie diese über Jahre hinweg sich entwickeln kann. Für diese fundierte Freundschaft stehen die Mütter von Penny und Tate. Sie stützten sich, helfen sich in den schwierigen Situationen, auf die man auf alleinerziehende Mütter trifft, und es ist mehr als deutlich, dass diese Freundschaft unter die Haut geht. Genau dies ist auch der Grund, weshalb, die beiden Mädchen sich am Ende in einem Haushalt wiederfinden, denn Pennys Mutter spendet Tates Mutter ein Organ, schenkt ihr damit das Leben und ermöglicht die überlebenswichtige Operation.
Dieser tiefen Freundschaft gegenüber stehen Penny und Tate, die sich auf den ersten Blick nicht leiden können, doch je mehr man sich in der Handlung verliert und die Sehnsucht und das Mitgefühl der beiden füreinander erkennt, wird klar, dass hier Liebe im Spiel ist, nur ist das Tate und Penny noch nicht bewusst. Die wechselnden Erzählperspektive gibt uns die Möglichkeit beide Seiten der Medaille einzufangen und führt natürlich immer mal wieder zum haare raufen beim Lesenden, wenn statt der notwendigen Worte ein Schweigen folgt. Zudem zeigt uns Tess Sharpe über Rückblenden, was bisher zwischen den beiden passiert ist und wie die titelgebenden sechs Male verlaufen sind, in denen sie sich beinah geküsst hätten. Damit schafft es die Autorin den Charakteren, sowohl den Töchtern als auch den Müttern, mehr Tiefe zu verleihen und ein rundum farbiges Bild zu zeichnen. Stück für Stück setzt sich dieses zusammen und offenbart dabei zum Beispiel tiefliegende Schwierigkeiten zwischen Penny und ihrer Mutter, die ihr die Schuld am Tod ihres Vaters gibt. Dabei wird schon deutlich, dass neben Liebe und Freundschaft, auch andere Themen wie Tod, Trauer und Zukunftsängste Teil der Story sind.
Tess Sharpe braucht nicht viele Mittel, um eine Geschichte zu erschaffen, die mit ihren Figuren und dem Setting noch lange nachwirkt. Ich mochte den Schreibstil und die Übersetzung sehr und als Lesende erliegt man sehr schnell der Spannung und kann das Buch nur schwer weglegen. Eine Slow-Burn-Romance hat, gerade mit der Aufarbeitung der vielen anderen Themen, wie in „Six times we almost kissed“, einen ganz besonderen Charme für mich. In einer (Buch-)Welt wo wir schnell dazu verfallen Personen und Dinge zu verehren, ist es schön zu lesen, wie sich Liebe ganz schmal und elegant entwickelt.
Fazit:
Mit ihrem zweiten Roman „Six Times we almost kissed (und was beim siebten Mal passiert)“ hat sich Tess Sharpe erneut in mein kleines Herz hineingeschrieben. Diese queere Slow-Burn-Romance überzeugt mich von der ersten Seite an und brilliert dadurch, dass sie nicht nur die Liebe in den Mittelpunkt setzt, sondern auch viele wichtige Themen des alltäglichen Lebens verarbeitet. Ein gelungener Roman für Jede:n!