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[Bloggequatsche] Wie mich Bücher inspirieren

Oktober 11, 2022

Vor einigen Monaten habe ich einen interessanten Artikel darüber gelesen, dass Lesen eigentlich keine natürliche Tätigkeit für unser Gehirn ist. Vielmehr habe sich das Lesen oder auch das Verschriftlichen unserer Sprache als Kulturtechnik entwickelt und stellt unser Gehirn immer wieder vor Herausforderungen. Ich muss aber gestehen, ich bin froh, dass sich so entwickelt hat, denn das Lesen ist ein großer und wichtiger Teil meines Lebens. Und auch wenn ich damit mein Gehirn damit herausfordere, stelle ich immer wieder fest, dass mich Bücher auch inspirieren. Genau darum soll es heute gehen, um Bücher, die mich inspiriert haben mit ihren Worten.

 

Manchmal greift man zu einem Buch und erwartet eine spannende Story und letztendlich wird man total überrascht, so ging es mir bei den folgenden drei Büchern. Diese Bücher waren zunächst nicht dazu gedacht, dass sie mich so tief berühren und mir für bestimmte Situationen im Leben die Augen öffnen. Sie haben mich einfach absolut fasziniert und ich glaube und hoffe, dass es euch vielleicht auch so gehen könntet, wenn ihr zu den folgenden Büchern greift.

 

„Frankenstein“ – Mary Shelley

Wenn wir an Frankensteins Monster denken, dann ist der erste Fehler, dass wir denken, dass Monster hat den Namen Frankenstein, dabei bleibt es bis zum Schluss des Romans namenlos. Sein Schöpfer – Dr. Frankenstein – ist der Namensgeber des Romans und für mich war er letztendlich das Monster im Buch. Wieso? Ganz einfach, er glaubt mit den Mächten der Welt spielen können und lässt dann sein Geschöpf zurück und wendet sich ab, obwohl er sich dazu entschieden hat es zu erschaffen. Diesen Gedanken habe ich beim Lesen auf das normale Leben übertragen. Es passiert zu oft, dass Menschen sich für Beziehungen, Haustiere oder Kinder entscheiden und dann mit der Verantwortung nicht umgehen können. Was dann entsteht ist Einsamkeit, so wie im Roman beim „Monster“ und da kommen wir zum zweiten emotionalen und besonderen Punkt im Buch. Erst die Ablehnung der Menschen gegenüber etwas das sie nicht kennen führt zunächst zur Einsamkeit und dann auch zum Hass im Monster von Frankenstein. Das Buch hat mich dazu inspiriert mehr darüber nachzudenken, wie ich anderen Menschen begegne. Offenheit gegenüber Neuem und Unbekannten ist nichts Schlechtes. Und es hat mir auch mehr als nur deutlich vor Augen geführt, wie sehr Einsamkeit die Seele eines Wesens auffressen kann.

 

„Untenrum frei“ – Magarete Stokowski

Niemals hätte ich gedacht, dass dieses Buch mal auf einer solchen Liste landen würde. Denn tatsächlich war ich zunächst nicht wirklich bereit mich auf dieses Buch einzulassen, der Hype war mir zu groß und ich hatte das Gefühl, noch bevor ich es gelesen habe, dass es zu hoch gelobt, wurden ist. Aber um mich selbst zu überzeugen habe ich dann doch zum Buch begriffen und was für ein Glück, dass ich das getan habe. Magarete Stokowskis Buch ist einfach laut, emotional und ein riesiger Mittelfinger an so viele gesellschaftliche Klischees und Vorurteile. Dabei geht es vor allem darum, Selbstständigkeit zu erlangen, sie von den Fesseln zu lösen und einfach auch mal „Nein!“ zu sagen. Mit jedem neuem Kapitel im Buch berichtet die Autorin aus eigenen Erfahrungen und lässt uns damit tief in ihre Seele blicken, aber auch, dass auch sie Situationen erlebt hat, die uns als Frau unheimlich bekannt vorkommen. Doch statt dem mit Scham und Verstecken entgegenzukommen, brilliert sie mit Ehrlichkeit und damit neue Diskurse aufzuzeigen. Margarete Stokowski hat mich inspiriert mir selbst gegenüber ehrlicher und offener zu sein. Gefühle zuzulassen, „Nein!“ zu sagen und der Welt auch manchmal einfach „Fuck you!“ entgegenzusetzen, wenn es einfach genau das ist, was ich gerade denke. Dabei ist aber auch nicht alles negativ, denn aus dem Buch nehme ich auch mit, dass ich nach diesen offenen Gefühlen mich auch freier fühle, ich fühle mich besser und mehr im Einklang mit mir selbst. Und dieses Gefühl ist einfach toll!

 

„Eine wie Alaska“ – John Green

Dieser Jugendroman ist fast schon ein Klassiker und das nicht ohne Grund. In diesem Buch – welches im englischen „Looking for Alaska“ heißt – ist Miles unser Protagonist. Miles liest unheimlich gern Biographien und sammelt die letzten Worte großer Menschen. Er lebt sich in den Leben anderer aus, was ihn vermutlich auch dazu bewegt die Schule zu wechseln und fort an auf einem Internat nach dem „großen Vielleicht“ zu suchen. Doch dort findet er Alaska. Inspirierend war für mich zum einem, die Auseinandersetzung mit den letzten Worten großer Menschen, dem Gedanken damit, dass es für jeden letzte Wort gibt. Und die Tatsache wie sehr Miles davon fasziniert ist ohne jedoch das vorher gelebte Leben aus dem Blickwinkel zu verlieren. Er interessiert sich für die ganze Geschichte. Für ihn zählt nicht nur das letzte Wort, die letzte große Tat, sondern einfach alles. Der englische Titel ist für die Inspiration im Buch auch maßgebend, denn Miles sucht nach etwas. Und allem voran nach Alaska, nach der wahren Alaska. Das bringt mich zum zweiten inspirierenden Punkt im Buch: Fassaden können so echt sein, dass sie wie Spiegel wirken. Miles Besessenheit davon, sich mit den Leben der Menschen auseinanderzusetzen, greift auf die Leser*innen über und führt dazu, mit sich selbst auseinandersetzen. Und zwar nicht nur damit, was meine bisherigen erreichten Ziele sind, sondern welche Fassaden ich aufrecht erhalte, die dann erst in einer Biographie, wenn all die Wahrheit auf den Tisch kommt, eingerissen werden. Alaska ist dafür ein fast schon perfektes Beispiel, man will als Leser immer wissen was in ihr vorgeht, doch man erfährt es einfach nie. Sie hat das Spiel der Fassaden perfektioniert. Der letzten inspirierende und auch traurige Punkt aus „Eine wie Alaska“ ist wohl die Erkenntnis, dass das Leben endlich ist. Gerade, wenn wir jung sind, glauben wir, nichts kann uns etwas anhaben, wir haben unglaublich viel Zeit um alles zu erleben und zu tun, mit den 20er und 30er Jahren verbrauchen wir so viel Zeit mit Arbeit und Verpflichtungen, dass wir vergessen das Leben, dass wir uns in jungen Jahren ausgemalt haben zu leben. Doch Leben ist endlich und wenn wir uns das als positiven Satz notieren, und nicht als Schicksalsschlag, dann wissen wir auch, dass wir jede Minute davon genießen sollten. Wir sollten glücklich sein und nach den „großen Vielleichts“ suchen, statt die „das hätte ich tun können“ auf der Strecke liegen zu lassen.

 

 

Habt ihr auch Bücher, die euch inspiriert haben und bis heute einen Abdruck in eurem Herzen, eurer Bücherseele, zurück gelassen haben?

Eure Sandra

 

 

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