Buchrezension

[Rezension] Elf Schritte bis zum Happy End – Elise Bryant

Mai 22, 2022

Titel: Elf Schritte bis zum Happy End
Autorin: Elise Bryant
Seitenzahl: 368
Verlag: Carlsen
Originaltitel: Happily Ever Afters
Übersetzerin: Sylke Hachmeister



Vielen Dank an den Carlsen Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

Tessa liebt das Schreiben, daher sollte ihre Freude über den Schulwechsel, bedingt durch den Umzug mit ihren Eltern, ihr eigentlich Freude bereiten, denn endlich kann sie auch in der Schule ihrem liebsten Hobby nachgehen. Doch genau das Gegenteil tritt ein, ihr Kopf ist leer, und getrennt von ihrer besten Freundin Caroline, kann diese nur per Handy zur Hilfe stehen. Können die beiden es anhand einer Liste doch noch Tessas Schreibfieber wecken?

 

Wie man sicherlich schon am Bild zum Post erkennt, konnte mich mal wieder ein Cover komplett überzeugen, so dass ich es unbedingt nachstellen wollte. Zudem klang der Klappentext nach einer locker leichten, witzigen Geschichten mit den typischen Problemen von Jugendlichen auf der Schule. Also perfekt für lauwarme Sommerabende auf dem Balkon.

 

Es gibt einige Aspekte in diesem Buch, die mich sehr begeistert haben. Da wäre zunächst die PoC-Protagonistin Tessa, erzählt von einer Autorin, die ebenfalls eine PoC ist, und damit aus eigener Erfahrung erzählen kann. Die kleinen Einblicke in den Alltag fließen dabei recht locker ein, und sorgten bei mir für einige Aha-Momente. Tessa ist zudem eine theoretische Romantikerin. Wieso theoretisch? Nun, weil sie unheimlich gern Liebesgeschichten und Fanfictions schreibt, aber selbst die Verliebtheit und die Liebe noch nicht entdeckt hat. Ihre Geschichten können dennoch ihre beste Freundin Caroline überzeugen und machen sie zu ihrer begeisterten Leserin. Der Schulwechsel auf eine Schule, die als Schwerpunkt unter anderem das Schreiben anbietet, scheint daher perfekt, doch ihre kreative Ader versiegt, in dem Moment, als der erste Schultag näher rückt. Caroline erweist sich als echte Freundin und will Tessa helfen, doch kann man wirklich die wahre Liebe anhand einer Liste entdecken?

 

Die zweite Überraschung war für mich Miles, der Bruder von Tessa. Durch ihn wird das Thema Inklusion in die Geschichte eingebaut, denn Miles ist behindert und benötigt daher die besondere Aufmerksamkeit von Tessa und ihren Eltern. Wie sehr dies auch Tessas Leben beeinflusst, war ein wichtiges Thema im Buch, und wurde dabei, aus meiner Sicht, wunderbar sensibel dargestellt. Der Umgang zwischen Tessa und Miles ist dabei so offen und ehrlich, dass sie aus meiner Sicht fast noch mehr Platz bedurft hätte. Aber es war auch gut, dass es eben nicht nur um Miles ging, denn schließlich ist das Leben einer Jugendlichen nicht nur davon bestimmt, sondern eben auch oft mit den eigenen, manchmal auch egoistischen, Gedanken. 

 

Und genau das war für mich das dritte, wichtige Thema im Buch, dass Tessa nicht perfekt ist, und dies am Anfang auch noch nicht im vollen Umfang erkennt. Sie glaubt die richtigen Schritte zu gehen, wozu es auch gehört den netten Nachbarsjungen Sam abzulehnen – und dass nur wegen der Hawaiihemden – und stattdessen den Mädchenschwarm Nico anzuhimmeln. Sie ist so sehr in ihrem Universum gefangen, dass sie alles um sich herum nicht mehr mitbekommt und sich damit immer mehr von allen wegbewegt. Diese Lücken wieder zu schließen, wird ihre wohl schwerste Aufgabe, denn dafür muss sie über ihren Schatten springen und Fehler eingestehen. Tessa wird sozusagen erwachsener in diesem Buch und diese Veränderungen kommen so schleichend, dass sie erst am Ende erkennt, dass sie passiert sind.

 

Doch trotz all der positiven Worte, muss ich dennoch auch ein wenig Kritik üben. Zum einen war mir die Geschichte ein wenig zu sehr vorhersehbar, auch wenn vielleicht am Anfang klar ist, mit wem Tessa ihr Happy End finden wird, waren doch auch alle Zwischenschritte zu offensichtlich und gerade die negativ belasteten Nebenfiguren zu stereotypisch. Zudem gab es die ein oder andere kritische Wortwahl und – was mich wohl bei einem Buch für junge Leser*innen am meisten irritiert – das Ende war sehr offen. Ja man könnte vermuten wie es ausgeht, aber es gibt zu viele Variationen für das Ende.

 

 

Fazit:

„Elf Schritte bis zum Happy End“ von Elise Bryant ist eine leichte Coming-of-Age-Geschichte mit einer PoC als Protagonistin, die neben dem Schreiben auch Inklusion als Thema verarbeitet. Ich mochte die Beziehung zwischen Tessa und ihrem Bruder Miles, und wie Tessa im Verlauf der Geschichte ihre Fehler erkennt und diese Probleme lösen möchte. Und auch, wenn mir ein paar Kleinigkeiten nicht ganz zusagen konnten, ist „Elf Schritte bis zum Happy End“ ein schöne Geschichte für den kommenden Sommer. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert