Buchrezension

[Rezension] 3 1/2 Stunden – Robert Krause

August 2, 2021

Titel: 3 1/2 Stunden – Wie entscheidest du dich?
Autor: Robert Krause
Seitenzahl: 352
Verlag: Rowohlt

Vielen Dank an den Rowohlt-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Stell dir vor du sitzt im Zug zurück nach Hause und während der Fahrt hörst du die Nachricht, die dein Leben komplett verändern könnte: dein Land riegelt die Grenzen ab und baut eine Mauer. Und nun musst du dich entscheiden, bleibst du im Zug und lebst hinter der Mauer, oder springst du ab und fliehst, musst dann aber Familie und Freunde zurücklassen. Genau vor diesen Fragen stehen die Figuren im Zug D-151 im Roman „3 1/2 Stunden“ Robert Krause.

Dieser politische Roman beginnt ganz leicht, mit einer Familie, die den Zug zurück nach Hause erreichen möchte. Noch scheint es, als würde niemand ahnen, was für ein schicksalhafter Tag heute is. Ebenso geht es der jungen Musikergruppe, die fast den Zug zurück nach Ost-Berlin verpasst hätte. Und so gibt uns der Autor die Möglichkeit die verschiedenen Geschichten der Menschen aus dem Zug zu hören. Und dabei geht es nicht nur um den Mauerbau, sondern auch um ein Verbrechen, Freundschaft und Familienangelegenheiten. Damit baut Robert Krause einen bunten Strauß an Geschichten auf, ohne dabei das Ziel aus dem Auge zu verlieren: der Grenzübertritt des Zuges D-151 nach 3 1/2 Stunden.

Während des Lesens fühlt man nach deine Resten Kapiteln mit jeder Figur mit und auch wenn an zunächst denkt, dass man den Überblick bei all den Geschichten verlieren könnte, so gelingt es dem Autor immer wieder, dass man eben nicht den roten Faden verliert. Dennoch merkt man, meines Erachtens, dass der Autor hier sein Debüt verfasst hat und sonst Drehbücher schreibt. Das hat zum einem den Vorteil, dass detailreich beschrieben wurde und man sich wirklich in die Szenen einfühlen konnte. Zum anderen jedoch den Nachteil, der hin und wieder auftrat, dass ich bei manchen Kapiteln den narrativen Moment gesucht habe. Das bedeutet, dass man zwar die Umgebungsbeschreibungen und Gefühlslagen der Figuren erahnen konnte, jedoch wurde manches Mal nichts neues vermittelt, die Geschichte wurde nicht weitererzählt. Da die Kapitel jedoch kurzgehalten waren, hat mich dieser Umstand nicht zu sehr gestört, und der Lesefluss war dennoch gegeben.

Was „3 1/2 Stunden“ so besonders macht ist der historische und politische Bezug. Es gab diesen Zug und es gab reale Menschen, die diese Entscheidung getroffen haben. Der Autor macht hier bereits bei der Widmung deutlich, dass auch seine Familie von diesem Umstand betroffen war, was sicherlich zu der Buchidee beigetragen hat. Ich glaube das Thema Mauerfall und innerdeutsche Grenze ist bis heute in den Köpfen der Menschen verankert und noch nicht komplett aufgearbeitet. Wir sprechen immer noch von „alten und neuen Bundesländern“ oder „Osten und Westen“, und das obwohl der Mauerfall und die Wiedervereinigung bereits 32 bzw. 31 Jahre zurückliegen. Das Thema muss also zurecht noch weiter aktiv verarbeitet werden, egal ob in Filmen, Büchern oder Schulunterricht. Die Mauer mag zwar gefallen sein, in den Köpfen lebt sie jedoch weiter. Und Autoren wie Robert Krause sorgen dafür, dass wir das Thema neu aufgreifen, darüber reden und eben aufarbeiten können. 

Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass es auch einen Film zum Buch gibt, bei dem natürlich der Autor mitgewirkt hat. Die Erstausstrahlung ist am 07.08.2021 um 20:15 Uhr auf dem ARD und wenn der Film ebenso gut ist, wie das Buch, dann lohnt sich das Einschalten. Ich werde auf jeden Fall vor dem Fernseher sitzen und mir anschauen, wie die Umsetzung gelungen ist.

Fazit:

Dieser Roman kommt auf leisen Sohlen, entfaltet aber im Verlauf der Geschichte seine volle Vielfalt und es gelingt Robert Krause einen historischen als auch politischen Roman so zu gestalten, dass die Figuren immer mehr im Kopf des Lesers Gestalt annehmen. Die kurzen, prägnanten Kapitel sorgen für eine schnelle Entwicklung und Spannung auf eine besondere Art. Der Debütroman hat meines Erachtens nur eine leichte Schwäche in Bezug auf die zu kurzen und damit ab und an inhaltsschwachen Kapitel. Man merkt dem Autor hier an, dass er sich sonst eher Drehbücher schreibt und mehr Augenmerk auf Details, Szenen und Gefühle setzt.

 

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  1. Hallöchen Sandra,

    ich hab wirklich überlegt, das Buch zu lesen, weil ich davor nie zuvor darüber nachgedacht habe, dass es diese Zugfahrten gab. Also nicht nur eine.
    Es ist dann doch „nur“ beim Film geblieben, aber den fand ich wirklich gut.
    Dann hoffen wir weiter, dass die nächsten Generationen, keine geistige Mauer mehr vor Augen haben.

    Liebe Grüße
    Tina

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