Titel: Die stumme Patientin
Autor: Alex Michaelides
Seitenzahl: 384
Verlag: Droemer-Knaur
Originaltitel: The Silent Patient
Übersetzerin: Kristina Lake-Zapp
Mit fünf Kopfschüssen hat die berühmte Malerin Alicia Berenson ihren Ehemann hingerichtet. Blutüberströmt wird sie in ihrem Wohnzimmer aufgefunden und angeklagt. Doch seit diesem Moment spricht sie nicht mehr, sie schweigt und stellt damit alle vor ein Rätsel. Der forensische Psychiater Theo Faber will ihren Fall lösen, auch wenn es bereits Jahre zurückliegt, macht er sich auf den Weg ins Grave, der Anstalt in der Alicia seit Jahren liegt und schweigt. Doch kann er hinter ihr Geheimnis kommen?
Auf Empfehlung habe ich mir Anfang des Jahres diesen Thriller gekauft und jetzt mit Beginn des Herbstes hielt ich es für die passende Jahreszeit zu diesem Titel zu greifen. Und ich habe meine Entscheidung nicht bereut. Nachdem wir auf den ersten Seiten Einblick in das Tagebuch der „stillen Patientin“ erhalten haben, machen wir einen Zeitsprung von mehreren Jahren und begleiten den Psychiater Theo Faber zu seiner neuen Stelle im Grave. Er hat sich bewusst dort beworben, denn er will unbedingt das Rätsel um das Schweigen von Alicia Berenson lösen. Er wirkt nahezu besessen von diesem Kriminalfall und sorgt damit bereits zu Beginn für eine leicht unheimliche Stimmung.
Doch nicht nur Fabers Besessenheit vom Fall und der Patientin sorgt für eine drückende Stimmung, sondern auch das Setting. Das Grave ist eine etwas heruntergekommene Einrichtung, welche ich mir in meiner Fantasie besonders düster und zügig vorgestellt habe. Laut der Geschichte steht es kurz vor der Schließung, was natürlich nicht dazu beiträgt, dass man sich hier ein modernes Gebäude vorstellt. In den ersten Therapiestunden zwischen Theo und Alicia dominiert das Schweigen oder plötzliche Brutalität. Als Leser erfahren wir jedoch nicht nur alles zum Eheleben von Alicia, welches uns Stück für Stück präsentiert wird und somit immer wieder neue Wendungen offenbart, sondern auch zur Beziehung zwischen Theo und seiner Freundin. Und so scheint es, als wäre kein Charakter in dieser Geschichte wirklich ehrlich. Jeder verbirgt etwas und unsere Aufgabe ist es, dies herauszufinden und zu hoffen, dass wir damit der Lösung des Rätsels näher kommen.
Der größte Teil der Geschichte wird aus Theos Perspektive als Ich-Erzähler präsentiert. Nebenher gibt es jedoch immer wieder Einschübe aus Alicias Tagebuch vor der Tat zu lesen. Dadurch entsteht ein immer runderes Bild zur eigentlichen Tat, doch gerade wenn man glaubt, man hat die Lösung, präsentiert uns Alex Michaelides ein spannendes und sprachlos machendes Ende. Ich habe mindestens zwei Minuten lang auf die entsprechende Textstelle gestarrt, weil ich so fasziniert und geschockt war. Ein wirklich gelungenes Ende für diesen sich langsam aufbauenden Thriller.
Fazit:
Wie bei jedem Buch, welches mir empfohlen wird, war meine Erwartung entsprechend hoch. Und gerade in den kalten Jahreszeiten liebe ich es richtig gut Thriller und Krimis zu lesen. „Die stumme Patientin“ hat mich in dieser Hinsicht nicht enttäuscht. Ich mochte die Wahl des Setting und den Protagonisten, auch wenn mir beides nicht zwingenden sympathisch war. Und vor allem die Auflösung am Ende, hat mich absolut gepackt.