Titel: Durch die Nacht
Autor: Stig Sæterbakken
Seitenzahl: 288
Verlag: DuMont
Übersetzerin: Karl-Ludwig Wetzig
Danke an den DuMont-Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplares!
Ole-Jakob begeht Selbstmord. Und mit seinem Tod reißt er seine Familie in eine Tiefe der Trauer. Doch was ist passiert und wie geht man mit diesem schmerzlichen Verlust um? Dieser Frage widmet sich Stig Sæterbakken in seinem Werk „Durch die Nacht“.
In kurzen Berichten, mit Sprüngen vor und zurück innerhalb der Zeit, erfahren wir von Karls Leben und Familie, die durch den Tod des Sohns in eine schwere Sinnkrise fällt. Allerdings geht es zunächst nur bedingt um Trauer. Man erwartet eine schwermütige Geschichte, die davon berichtet wie eine Familie mit dem Suizid ihres Sohnes umgeht. Stattdessen geht es, nach ein paar Seiten in denen kurz das hilflose Familienleben gezeigt wird, um die Affäre des Protagonisten, von der er sich vereinnahmen lässt und sogar die Familie kurzfristig verlässt.
Und ab da entwickelt sich alles ganz anders als gedacht, der Protagonist Karl wirkte von Beginn an eher unsympathisch und erweckt selbst in seinem Schmerz kaum Empathie bei mir. Er verliert vollkommen den Fokus auf seine Familie und widmet sich stattdessen in Selbstmitleid und Sinnfindung. Wir werden mit überstürzen Handlungen und eine Flucht nach vorne konfrontiert. Der Autor zeichnet hier aus meiner Sicht bewusst ein trostloses Bild in dessen Ende nur noch Fragen für den Leser übrig bleiben. Insgesamt ist die Geschichte unangenehm zu lesen, und doch fesselnd, denn man will einfach wissen, ob und wie Karl seine Probleme löst.
Neben dem episodenhaften Erzählen, bei der man erst im Verlauf alle Einzelheiten aus Vergangenheit und Zukunft erfährt, ist es vor allem Stig Sæterbakkens Sprache, die den Leser bindet. Er hatte ein unglaubliches Talent mit Worten umzugehen und mit ihr ein ebensolches trostloses Bild zu zeichnen, wie wir es in „Durch die Nacht“ vorfinden. Etwas ungünstig gewählt finde ich hingegen den Klappentext, denn dieser verrät dem Käufer so gut wie alles.
Fazit:
Auch wenn ich „Durch die Nacht“ einige positive Punkte abgewinnen kann, so hat es bei mir zu viele Fragen hinterlassen und wirkte schlussendlich fast wie ein unfertiges Werk eines trostlosen Protagonisten, gefangen in der kunstvollen Sprache von Stig Sæterbakken.