Titel: Jeder von uns ist ein Rätsel
Autor: A.J. Steiger
Seitenzahl: 400
Verlag: Carlsen
Originaltitel: When My Heart Joins the Thousand
Übersetzer: Anette von der Weppen
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Danke an den Carlsen-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Alvie ist eine Einzelgängerin. Andere Menschen sind für sie eher Störenfriede und Rätsel, als dass sie sich mit Ihnen unterhalten oder interagieren könnte. Ganz anders sieht ihr Verhältnis zu Tieren aus, in ihrer Arbeit im Tierpark geht sie vollkommen auf. Als Stanley sie in ihrer alltäglichen Routine „stört“ ist sie zunächst nur verärgert, bis er ihr Interesse weckt.
In diese Geschichte abzutauchen sollte dem Leser nicht schwerfallen, denn Alvie ist als Protagonistin absolut sympathisch. Was sie auszeichnet ist ihr sozialer Umgang mit anderen Menschen. Ich möchte hier bewusst negative Worte für diese Handlungsweise vermeiden, denn ich glaube, für Alvie wie auch für viele andere Menschen, ist es normal und ein alltäglicher Zustand, dass sie nicht gern sozialen Kontakt zu anderen Menschen suchen. Statt also hier zu betonen, dass Alvie letztendlich mit Stanley ins Gespräch kommt, möchte ich vor allem betonen wie gut Alvie dieses Thema mir näher gebracht hat.
Sie ist einfach sie, sie ist total normal, und genau das möchte sie auch nach außen ausstrahlen. Sie will in keine Kategorie eingeteilt oder gar einfach nur als Krankheit betrachtet werden. Sie ist ein Mensch, der ebenso Gefühle hat und sein Umfeld wahrnimmt, wie jeder andere auch. A.J. Steiger hat es meines Erachtens sehr gut geschafft, jemanden wie mir zu zeigen, wie unterschiedlich die Wahrnehmung von Menschen und ihrer Umgebung sein kann.
Aber natürlich steht nicht nur Alvie im Mittelpunkt der Geschichte. In „Jeder von uns ist ein Rätsel“ wird auch die Geschichte von Stanley erzählt. Der, anders als vielleicht erwartet, nicht unbedingt immer der starke Charakter ist, der Alvie auffängt und zu jeder Zeit problemlos durchs Leben geht. Die Beziehung der beiden hat mich im Besonderen sehr rührend, da sie ermöglicht, dass zwei unterschiedliche Sichtweisen auf das Leben vereint werden.
Es geht in den Geschichten von Alvie und Stanley auch darum, wie sehr die Gesellschaft Menschen ausgrenzt, die sie angeblich nicht direkt definieren kann. Es hat beim Lesen richtig weh getan, zu erfahren wie sehr Alvie ausgegrenzt und gemobbt wird. Ich glaube, ich muss nicht erklären, dass dieses Verhalten total falsch ist, und das Widerspiegeln von Alvies Gefühlen zeigt auf einfühlsame Weise, wie sehr dieses Verhalten schon bei den kleinsten Aussagen Leben zerstören kann.
Fazit:
Alive und Stanley waren für mich zwei liebenswerte und reale Protagonisten. Nichts wirkte aufgesetzt, es wurde durch und durch gezeigt wie sehr Alvie unter den Umständen leidet und wie falsch die Einstellung unserer Gesellschaft in Bezug auf Toleranz und Akzeptanz teilweise ist. „Jeder von uns ist ein Rätsel“ berührt den Leser auf so vielen Ebenen. Ein tolles Buch, das unbedingt mehr Aufmerksamkeit verdient hat.