Titel: Du wolltest es doch
Autor: Louise O’Neill
Seitenzahl: 368
Verlag: Carlsen
Originaltitel: Asking for it
Übersetzer: Katarina Ganslandt
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Vielen Dank an den Carlsen-Verlag für das Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Emma O’Donovan ist hübsch und perfekt, und das weiß sie auch, und sie spielt ihre Karten aus. Jeden Tag genießt sie die Aufmerksamkeit und ist dabei vor allem gegenüber ihren Freundinnen egoistisch und fies. Und auch Jungs stehen auf ihrer täglichen Liste, bis zu dieser einen Party, an der alles eskaliert.
Dieses Buch kann man eigentlich nicht in Worte fassen, das Thema, oder eher die Themen, die hier im Mittelpunkt stehen sind so präsent in unserer Gesellschaft. Louise O’Neill schreibt eine Geschichte, die kein Happy End brauch oder von 1000 verschiedenen Erzählsträngen lebt. Vielmehr geht es ihr darum zu zeigen wie Emmas Leben wegen einer Nacht vollkommen aus dem Ruder läuft und wieso daran vor allem die Gesellschaft Schuld hat.
Emma kann sich an die Nacht nicht erinnern, sie ist mit Paul in das Zimmer gegangen, sie hat den Alkohol getrunken und auch die Pille genommen, aber das was sie auf den Fotos gesehen hat, das kann nicht sie gewesen sein. Wie kann so etwas passieren, ohne das sie sich daran erinnert? Und während sie am Anfang noch probiert alles runter zu spielen, wird ihr später klar, dass das was da passiert ist falsch war. Es war eine Vergewaltigung! Doch statt das man ihr glaubt und hinter ihr steht, stößt sie auf Feindseligkeit und Hass, weil sie eine Anzeige macht. Und plötzlich drehen sich ihre Gedanken darum, ob sie nicht selbst daran schuld sei, ob sie die Jungs nicht dazu motiviert hat?!
Ich möchte gar nicht zu sehr noch weiter auf die Story eingehen, sondern viel mehr darauf, wie schrecklich Emmas Gedanken sind. Immer wieder durchlebt sie dieselben Gedankengänge und hat die Fotos vor sich, immer und immer wieder, ohne dass es jemals aufhört. Und auch die Autorin lässt den Leser damit nicht in Ruhe, wir stecken total in Emmas Kopf fest. Dadurch kommt es zwar immer wieder zu Wortwiederholungen, aber dadurch wird meines Erachtens nur deutlich wie sehr Emma in ihrem Gedankenkarussell gefangen ist. Mich haben diese Gedanken immer wieder fertig gemacht beim Lesen, wie Emma sich einfach alles auflädt, obwohl sie doch gar keine Schuld trifft.
Und genau hier ist vor allem das Nachtwort so wichtig für die Leser. Es wird deutlich erklärt, dass Emmas Gedanken falsch sind, dass die Menschen falsch handeln, dass ein Opfer niemals der Täter sein wird. Dieses sogenannte Victim Blaming ist einfach so schrecklich und falsch, und wird hier noch einmal erklärt und deutlich gezeigt, dass jeder dem so etwas Grauenvolles passiert den Mund aufmachen soll und muss. Und wie schon am Anfang erwähnt, lebt dieses Buch nicht von einem Happy End oder ähnlichem, sondern von den Gefühlen und Gedanken.
Fazit:
Ich glaube es wird deutlich, wie schwer es mir fällt die passenden Worte für „Du wolltest es doch“ zu finden. Emmas Geschichte wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen, allem voran ihr Karussell aus Gedanken, in dem sie festhängt. Und auch wenn ich mir mehr nach dem Ende gewünscht hätte, zeigt der Schluss wie heftig die gesamte Geschichte ist. Besonders gut finde ich das Nachwort, was nochmal alles aufklärt und verdeutlicht, wie sehr sich unsere Gesellschaft sich noch ändern muss.
Deine Rezension ist wirklich gut! Ich hadere mit mir noch immer, was das Schreiben angeht, weil es mir auch echt schwer fällt in Worte zu fassen, wie das Buch für mich war… Ein paar Nächte werde ich wohl noch drüber schlafen müssen 🙂
Liebste Grüße und bis MORGEN!
Mareike
Hallo,
victim blaming macht mich immer wieder sehr wütend. Und ich verstehe es nicht: warum? Warum die Schuld nicht da abladen, wo sie hingehört, beim Täter? 🙁
Eine tolle Rezension, danke.
Ich habe diesen Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt.
LG,
Mikka