Titel: Das kunstseidene Mädchen
Autor: Irmgard Keun
Seitenzahl: 218
Verlag: List
Es geht in dem Buch um Doris, eine junge Frau die als Angestellte eines Anwalts nicht mehr wirklich glücklich ist und endlich etwas aus sich machen möchte, oder wie man damals sagte: Ein „Glanz“ werden will. Auf eben diesem Weg begleiten wir Doris, und dabei erlebt sie sowohl das Elend als auch den Glanz der Zwanziger Jahre in der Weimarer Republik. Doris ist eine ganz besondere Protagonistin, denn nach meinem Empfinden war sie für die damalige Zeit eine kleine Rebellin und Systemausbrecherin. Sie hat den Traum nicht mehr nur „die Mutti am Herd“ zu sein, sondern aus sich etwas zu machen. Doch leider merkt man schnell, das Doris nicht die notwendige schulische Bildung hat um regulär einen besseren Job zu bekommen, daher setzt sie auf ihre reichhaltig vorhanden Überlebenskünste, die sie auf ihre eigene Art clever und schlau erscheinen lassen. Im übrigen sorgt auch so manche von Doris Antworten heute noch für ein Schmunzeln und Lachen beim Leser!
Ich möchte gar nicht zu viel von Doris Weg verraten, so etwas soll der Leser schließlich selbst entdecken. Viel mehr möchte ich auf das Setting eingehen, welches in „Das kunstseidene Mädchen“ die Weimarer Republik kurz vor der Machtergreifung Hitlers ist. Eine Zeit, die wir zwar mal in der Schule behandelt haben, die uns aber oftmals nur als kurzweilig erscheint, denn wir als Generation des 21.Jahrhunderts wissen, was den Menschen noch bevorsteht. Dorsi jedoch erlebt die Weimarer Republik mit ihren Augen und berichtet uns zum Glück davon, dadurch bekommt man ein ganz anderes Gefühl für diese Zeit, in der alles möglich hätte sein können, doch der Abgrund stets ganz nah war. Einfach unbeschreiblich!
Der Schreibstil ist recht gewöhnungsbedürftig, zumindest für die heutige Zeit. Irmgard Keun lässt Doris Gedanken direkt und ungefiltert auf das Papier fließen, was es manches Mal wirklich schwer gemacht hat, den Inhalt des Abschnittes oder Satzes herauszulesen. Das ist auch tatsächlich der einzige Kritikpunkt meinerseits, denn mit einem anderen Schreibstil wäre dieses Buch innerhalb von 2 Stunden leer gelesen. Dennoch begeistert Irmgard Keun mit ihrem Werk „Das kunstseidene Mädchen“ den Leser und überzeugt mit unterschwelligem Humor und einem mit bisher unbekannten Setting.
Fazit:
Ein Klassiker, der zu Unrecht zu wenig Aufmerksamkeit erhalten hat bisher. Trotz schwierigem Schreibstil konnte mich Irmgard mit einer starken Protagonistin und einem authentischen Setting überzeugen und begeistern. Sicherlich nicht mein letztes Buch von Irmgard Keun aus dieser Zeit.
Ich hab vor Kurzem einen Auszug aus dem Roman im Deutschunterricht gelesen und fand diesen nicht schlecht. Deine Rezension hat mich nun sehr neugierig gemacht. Bald ist das Abitur geschafft, dann habe ich wieder mehr Zeit und dann werde ich mir das Buch definitiv zulegen. 🙂
Ich kann es nur empfehlen, wenn man einmal in dem Schreibstil drin ist, dann erwartet eine, eine wirklich interessante und spannende Geschichte!
LG Piglet <3
Huhu!
Bei Klassikern hadere ich auch jedes Mal mit mir, wenn ich eine Rezension schreibe. Einerseits denke ich immer, es gibt doch schon mehr als genug Rezensionen zu diesem Buch, warum soll ich jetzt auch noch meinen Senf dazugeben? Andererseits möchte ich meinen Lesern auf meinem Blog auch gerne die Klassiker näherbringen.
Diese Art von Schreibstil, das Stilmittel des Stream of Consciousness, finde ich auch sehr mühsam, aber es kann sich lohnen! Virginia Woolf hat das ja zum Beispiel auch benutzt, deswegen habe ich für ihr Buch "Mrs. Dalloway" relativ lange gebraucht.
Ich habe deinen Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt!
LG,
Mikka